Der deutsche Rap ist derzeit so produktiv wie selten zuvor. Immer mehr Newcomer machen auf sich aufmerksam, vor allem durch Wettbewerbe wie RAPutation oder Moment of Truth und natürlich auch Battle-Events wie “Rap am Mittwoch” und “Don’t Let The Label Label You”, die sich im Internet immer größerer Beliebtheit erfreuen.
Doch auch die alten Hasen der Szene sind umtriebig und veröffentlichen in diesem Jahr neue Alben. Darunter sind Laas Unltd., Samy Deluxe, Jan Delay – und natürlich auch Olli Banjo. Seit über zwanzig Jahren bewegt sich der Wahl-Kölner in der Hip-Hop Szene. Seinen ersten Auftritt hatte er im Jahr 1993, 2001 wurde sein erstes Release veröffentlicht. Nun ist er wieder zurück und hat sein fünftes Studioalbum “Dynamit” im Gepäck.
Nachdem in den letzten Jahren der Sound des Hip-Hop immer mehr verwaschen und auf Radiotauglichkeit poliert wurde, wäre es nicht verwunderlich, würde sich ein Künstler auf die Wurzeln der Musik zurückbesinnen und ein Album ganz im Stil des Oldschool aufnehmen.
Banjo tut dies nicht, war er doch schon immer einer der Künstler, die über Genregrenzen hinaus dachten. Stattdessen probiert er sich musikalisch und thematisch aus – einen Seitenhieb auf Hipster und Trendnachläufer innerhalb des Hip-Hop kann er sich allerdings nicht verkneifen (“Arschgeweih”).
Die Beats bewegen sich zwischen klassischen Samples, Elektro und Pop (letzterer lässt sich beispielsweise in “Job verloren” finden). Inhaltlich werden raptypische Themen angesprochen (à la “Die Szene ist schlecht, ich bin der einzige gute Rapper” in “Dynamit” oder auch “Jogginghosenmann”), aber sein Blick wandert auch über diesen Tellerrand hinaus auf alltägliche Phänomene, wie das Nachtleben und die mit ihm einhergehende Schlaflosigkeit (“Karussell”), den drogenhaften Charakter der Liebe (“Ecstasy”) oder zerbrochene Freundschaften (“Freunde”).
Banjo hat sich eine Reihe guter Gastmusiker eingeladen, u.a. Kool Savas, Sido und Marteria. Sie ergänzen das Bild einer guten Platte, in der die Featuregäste nie die Überhand gewinnen und Banjo selbst immer im Mittelpunkt steht. Das ist wichtig, ist es doch sein Album.
Technisch anspruchsvoll und inhaltlich ansprechend ist “Dynamit” durchweg, nur die Hooks sind an der ein oder anderen Stelle nicht optimal gelungen (etwa in “Dynamit”, dem Titeltrack, oder auch in “Job verloren”). So ist es ein Album, das zu den besseren Veröffentlichungen im deutschen Rap dieses Jahres gehört und den Jungspunden aufzeigt, wo ein Urgestein des Genres die Messlatte für sie hinhängt.