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Woman’s Hour – Conversations

Woman's Hour (Credit Oliver Chanarin)Die Stunde vom Quartett aus London hat geschlagen. Woman’s Hour haben zwar bereits vor ein paar Jahren das erste Mal auf sich aufmerksam machen können, doch gönnten sie sich eine kurze Sendepause, um an ihrem Sound zu pfeilen und zogen sich abgeschottet von allen Blicken zurück in ihr Kämmerlein. Eine Entscheidung, die kaum eine Band auf diese Weise umzusetzen wagt, wenn der Erfolg an die Tür klopft und das ihnen entgegengebrachte positive Feedback einfach nicht abreissen will.

Nun ist die Arbeit am Debütalbum “Conversations” abgeschlossen und die Band rund um Sängerin Fiona Jane Burgess begibt sich mit den entstandenen Songs wieder aus der Versenkung heraus dorthin, wo die Stücke befreit aufatmen können. Wie kleine Seufzer wirken die jeweiligen musikalischen Kurzepisoden jenes Albums, das es sich im Dream-Pop gemütlich gemacht hat und von dort aus eher zurückhaltend den akustischen Annäherungsversuch startet.

Wie so oft in diesem Genre agieren die Songs fast schon aus der hinteren Reihe heraus und entwickeln mit vergleichsweise wenig Mitteln die gerade nötige Spannung, ohne auch nur ansatzweise die sonst so friedliche Atmosphäre zu gefährden. Das Klangbild von “Conversations” hat es sich auf die Fahne geschrieben, in sich ruhend und ohne jegliche Hast einer stets leichten Melancholie nachzugeben.

Nichts deutet darauf hin, dass Woman’s Hour in der Entstehungsphase auch nur einen Moment lang unbesonnen waren. So wohlüberlegt und teilweise auch kontrolliert lassen die Engländer ihre Songs im Raum schweben und besinnen sich darauf, den einmal entstandenen Eindruck auch über die volle Distanz des Albums beizubehalten. Dabei hätte ein wenig mehr Mut zur Variation und ein kleiner Schritt hier und da heraus aus der Wohlfühlzone unter Umständen für wichtige Impulse sorgen können.

Besonders, weil sich zum leisen, instrumentalen Output eine doch sehr zarte stimmliche Begleitung von Sängerin Fiona gesellt, was in dieser Kombination leider streckenweise dafür sorgt, dass der gewünschte Tagtraum-Effekt klanglos verpufft. Erst ganz zum Schluss schafft es die Band, aus dem selbst geschaffenen Schatten auszubrechen und setzt mit “The Day That Needs Defending” ein aufgeweckteres Zeichen.

Einmal von der streng verfolgte Schwarz-Weiss-Optik abgesehen, die sich wie ein roter Faden durch Bandfotos, Videos und das Artwork zieht, drängt die gewollte Schlichtheit rein musikalisch betrachtet die Songs oftmals mehr als nötig ins Abseits. Der bewusste Tunnelblick mag vielleicht dazu beitragen, dass die Band ähnlich wie die im Zusammenhang oft zitierten Kollegen von The XX Meister der Nischenbildung sind, doch lassen die Songs in dieser Form auch etwas an Individualität und einem spürbarem Sog vermissen.

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