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Bear Hands – Live im Privatclub, Berlin

Das Licht ist gedämpft, an der Bar durchbricht das Klirren der Gläser die Geräuschkulisse aus angeregten Gesprächen und lauter Musik und kaum merklich nehmen die vier Herren von Bear Hands aus New York ihre Plätze auf der Bühne des Privatclubs ein. Von heftigen Regenschauern des Abends hinein ins Warme gespült, versammelt sich davor das leicht tropfende Publikum, um kurzerhand in der folgenden Stunde das nächste kleine Gewitter in Post-Punk-Form aufzusaugen.

Gerade mal knapp über eine Woche alt ist das Major-Label-Debüt “Distraction”, das Anlass für die erste Tour des amerikanischen Quartetts in unseren Regionen ist. Für die Band bedeutet die Rückkehr nach Berlin, nach einem kurzen Promotrip in die Hauptstadt vor ein paar Wochen, das Anknüpfen an “die besten acht Stunden ihres Lebens”, wie Gitarrist Ted Feldman gleich zu Beginn des Konzerts verrät. Und die ehemaligen College-Freunde machen im Anschluss an diese Worte nicht den Eindruck, dass ihnen das ungeheuer schwer fallen würde.

Zu viel Spielfreude steckt in den Gesichtern und den stets auf Alarm gepolten Gliedmaßen, die sich einen Song nach dem nächsten schnappen, um diesen dann bis an seine spannungsgeladene Grenze zu treiben, die zweifelsohne ziemlich weit oben angesiedelt ist. Dabei entpuppt sich schon beim Blick auf das Bühnen-Setting, dass wir es hier nicht mit einem Frontmann und seinen drei musikalischen Gefährten, sondern mit einer gestandenen Band zu tun haben, die als Team agiert und deren Auftreten sich über die daraus entstehende Dynamik definiert.

Die auf dem Album versammelte Anzahl an Hooks in den Songs wirkt live durch die transportierte Energie jedes einzelnen Bandmitglieds umso größer und sorgt obendrein dafür, dass das Publikum bedenkenlos im Dauerloop im Kollektiv Mitnicken bzw. das Füßewippen im großen Stil zelebrieren kann. Was auf Platte mitunter vom leichten College-Party-Charakter getragen wird, scheint weniger anschmiegsam und löst sich schnell vom etwaigen Zweifel Bear Hands könnten in irgendeiner Form zu sehr dem Pop auf die Schliche kommen. Zu oft blitzt die musikalische Hardcore-Vergangenheit über den Abend verteilt auf, zu sehr drängt es alle vier Musiker immer wieder an diesen Punkt, der sich eher als Fußtritt und nicht wie eine Umarmung anfühlt.

Und die Setlist? Mit Songs so aufbrausend wie kleine, nächtliche Verfolgungsjagden und so verlockend wie der Griff zum nächsten Bonbon hatten Bear Hands allen Grund ihr Vorzeigeblatt auf der Hand genüsslich auszuspielen. Ob Post-Punk-Gems wie “Giants”, “Agora”, “Bad Friend” oder “Peacekeeper” – der New-York-City-Export wollte sich partout nicht aufhalten lassen und bescherte der Menge, kaum war ein Song verklungen, die nächste Ladung Grooves.

Sänger Dylan Rau gab dabei optisch mit seinem zu zwei Zöpfen geflochtenen Haar unter dem Basecap mit “Death”-Aufdruck das verspielt-liebliche Kontrastprogramm, fühlte sich zwischenzeitlich zu kleinen Hampelmann-Sprüngen oder einem Schneidersitz auf dem Boden hingerissen und zog es vor die meiste Zeit über sowohl Synthesizer als auch Gitarre fest umklammert zu halten. Das durfte er dann auch im Zugaben-Set für zwei weitere Songs, inklusive eines The Vaselines Cover, tun bevor die gründlich aufgescheuchten Synapsen zur Ruhe kommen konnten. Mission “Distraction” gründlich gelungen.

 

 

 

 

 

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