Eigentlich kennt man Grant Nicholas ja als Frontmann der walisischen Indie-Rock Band Feeder. Diese feierten um die Jahrtausendwende ihre größten Erfolge mit den Alben „Echo Park“ und „Comfort In Sound“. Sie verstanden es auf eine sehr kluge Art und Weise, Punk, Rock und Pop miteinander zu vermischen. Aber mit den Jahren ließ der Hype doch arg nach und auch ihre Alben wirkten etwas ziellos. 2010 und 2012 brachten sie mit „Renegades“ und „Generation Freakshow“ wieder zwei hervorragende Alben heraus, aber der Erfolg blieb unverdientermaßen aus. Jetzt ist es Zeit für eine Pause mit seiner Hauptband Feeder und Grant Nicholas nutzt diese, um sein erstes Solo-Album „Yorktown Heights“ zu veröffentlichen.
Mit „Yorktown Heights“ verwirklicht sich Grant Nicholas einen Traum und veröffentlicht ein Singer/Songwriter Album. Das einzige was hier an Feeder erinnert, ist Grants unverwechselbare Stimme, ansonsten geht es ruhig und nachdenklich zu auf seinem Solo Ausflug. Akustische Gitarren, leise Chöre und ein dezentes Piano-Spiel beherrschen die Atmosphäre. Man merkt, dass hier ein Musiker am Werke ist, der etwas zu sagen hat und sich aus dem Feeder-Muster befreien will. Stücke wie „Soul Mates“ und „Broken Resolutions“ sind schön, nachdenklich und traurig zu gleich.
Jedoch spürt man die enorme Kraft, die in den Songs steckt, eine Kraft, die man nicht immer mit lautem Sound präsentieren muss. Bestes Beispiel dafür ist „Tall Trees“ – sicherlich eines der besten Lieder, die Grant Nicholas in seiner langen Karriere geschrieben hat. Es klingt wie ein Befreiungsschlag und vielleicht ist „Yorktown Heights“ genau die Platte, die Grant braucht, um mit Feeder wieder mit voller Kraft zurückzukommen.
Man muss sich ein wenig von dem, was Grant Nicholas mit Feeder veröffentlicht hat verabschieden und das Album als eigenständiges Werk betrachten, sonst funktioniert es nicht. „Yorktown Heights“ strahlt Album Wärme und Natürlichkeit aus und offenbart sich schon nach einmaligem Durchlauf als ein Werk von subtiler Schönheit. Eine Schönheit, die sich von Mal zu Mal steigert, wenn man nicht den Fehler begeht, das Album nebenbei zu hören. Denn es ist ein Gesamtkunstwerk von gewaltiger Anziehungskraft, das nur als solches funktioniert. Am besten hört man alle 15 Songs in der richtigen Reihenfolge hintereinander.
Das Album ist dazu gemacht, um es einzulegen und in so eine Art andere Welt einzutauchen. Am Ende wirst du dann quasi befreit und wieder in die Realität entlassen.