Gerade einmal etwas über eine Woche ist es her, dass Talisco zuletzt in Berlin gespielt haben. Standen sie da noch im Rahmen der Berlin Music Week auf der Bühne des Bi Nuu und mussten die Aufmerksamkeit mit vielen anderen Bands neben sich teilen, war die Ausgangslage dieses Mal eine andere und die Band bei ihrer ersten Headliner-Show eindeutig der Mittelpunkt des Abends. Bereits der erste Eindruck hatte viel Positives hinterlassen. Grund genug also genau daran anzuknüpfen und in die Verlängerung zu gehen.
Eine Tatsache, die mit Großbuchstaben auch über der jetzigen Performance der Franzosen schwebt, ist die ungemeine Spielfreude, die sich ausnahmslos durch alle Songs auf der Setlist zog. Halbe Sachen? Nicht mit Talisco. Bemerkenswert fokussiert und vor Temperament nur so strotzend, wirkte das Trio auf der Bühne als hätte man ihr Energielevel per Knopfdruck auf die höchste Stufe gestellt und zusätzlich den Turbo aktiviert. Und das, ohne dabei Jérome Amandi alias Talisco künstlich in den Vordergrund zu rücken, sondern mit der natürlichen Intention als geschlossene Einheit aufzutreten.
Das gerade diesen Monat veröffentlichte Debütalbum „Run“ mit im Gepäck, war die Band erneut nach Berlin gekommen, um die darauf enthaltenen Songs den zahlreich angerückten Fans zu präsentieren, die beim Support noch etwas desinteressiert zu laut das Gespräch zum Nachbarn suchten, bei Talisco jedoch zum Glück keinen Anlass hatten sich andersweitig abzulenken. Da reichte allein die Musik, um alle Zwiegespräche für längere Zeit verstummen zu lassen.
Talisco machten auf der Bühne den Eindruck diese nicht ohne nassgeschwitzte Hemden verlassen zu wollen. Der Arbeitseifer vorbildlich, die mitschwingende Euphorie ansteckend und die Gesichter von Tatendrang und Freude gezeichnet, brauchte es nicht lang bis das Publikum diesen Faktoren ergeben war. Und das, obwohl die Hauptstädter gerne mal schwer aus der Reserve zu locken sind. Auch wenn die Single „Your Wish“ im Set zweifelsohne als Liebling gilt, mussten Talisco nicht darum fürchten nur an diesem Song gemessen zu werden. Viel zu deutlich schafften sie mit dem Rest der Setlist die verbliebene Zeit ebenfalls mit Songmaterial zu füllen, das sich keineswegs verstecken muss.
Ob „The Keys“, „Sorrow“ oder auch „In Love“ – es gab genügend andere Gründe sich nicht mit einem Getränk an der Bar abzulenken, sondern weiterhin das Geschehen auf der Bühne mitzuverfolgen. Dieses war vor allem von der guten Chemie der Musiker untereinander bestimmt, die auch in den hitzigsten Momenten stets punktgenau zur Stelle waren, um den jeweiligen Song zum nächsten Höhepunkt zu tragen.
Nur bei der ersten Zugabe des Konzerts, einer Akustik-Version von „My Home“, war Amandi ganz auf sich allein gestellt und bewies im selben Atemzug seine Stärke als Sänger, indem er auch ohne Begleitung seiner Band und mit wenigen Mitteln den Raum mit seiner Präsenz füllte. Das hielt ihn allerdings nur wenig später nicht davon ab wieder im Kreise seiner Bandkollegen noch einmal mit allen Kräften zum Endspurt anzusetzen, bei dem er wiederholt den Bühnenrand aufsuchte und fast bereit schien mit entschlossenem Blick und der Gitarre in der Hand sich auch noch den letzten Funken aus dem Leib zu spielen. Eine Eigenschaft, die sich die Band unbedingt bewahren sollte und die das Konzert vom ersten bis zum letzten Song begleitete.