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Iceage – Plowing Into The Field Of Love

Es wird zwar immer wärmer auf dem Globus, frostig scheint jedoch der Winter angesichts der Aussicht auf ausbleibende russische Gaslieferungen zu werden.

Dann sind wir trotzdem noch ein Stück von der nächsten Eiszeit entfernt und mit dieser haben die 4 Dänen von Iceage auch nichts gemein, versuchen diese doch, mit ihrer neuen Platte „Plowing Into The Fields Of Love“ ein Feuer zu entfachen. Ein Feuer, angefacht von Liebe und Leidenschaft, von Verlangen und Enttäuschung, von Wut und Selbstzweifel.

2008, noch im zarten Adoleszentenalter, formierte sich die Band um Sänger Elias Rønnenfelt in Kopenhagen. 3 Jahre später folgte das Debut „New Brigade“, mit dem sie auch außerhalb von Legoland eine Duftmarke setzen konnten.

Verschrieben hatte sich die Band harten Post-Punk Stücken, die kurz und aggressiv auch den zweiten Streich „You`re Nothing“ aus dem letzten Jahr prägten, wobei die Version „You`re Nothing+2“ eine spannende Cover-Version von Sinead O´Connors „Jackie“ enthielt. Wütend, roh und authentisch spielten und sangen sich die Jungs ohne Rücksicht auf Verluste durch die Gemengelage Heranwachsender im urbanen Brennpunkt.

Keine eineinhalb Jahre später scheint die Band nun in den Katalysator des Reifeprozesses geraten zu sein. Variantenreich ist jetzt der Sound, immer noch kraftvoll, wenig kompromissbereit und voller Emotionen, aber immer auch mit dem Blick auf Zwischentöne, auf Wenn und Aber.

Der Sound wandelt durch den Spirit von Birthday-Party, These Immortal Souls und Gallon Drunk, entwickelt aber genügend Platz für Eigenleben. Eine Ausnahme macht dabei allerdings das Stück “The Lord`s Favourite”, welches auch von einer x-beliebigen Pogues Platte stammen könnte.

Eine derartig kreative Auseinandersetzung mit der inneren Zerrissenheit scheint jedenfalls in Dänemark auf sehr fruchtbaren Boden zu fallen. Daran ließen uns in diesem Jahr schon die großartigen Get Your Gun teilhaben. Iceage beweisen, dass Derartiges nicht nur in der rauen Unwirtlichkeit des Nordens, sondern auch in den Städten intensiv betrieben wird.

Die zwölf Songs auf dem Album unterscheiden sich vom Vorgänger zunächst grundsätzlich in der Länge: „On My Fingers“ beispielsweise knackt die fünf Minuten Grenze. Die Gitarre kreischt weiter sägend durch die Songs, der Bass wummert stoisch, der Sänger klagt, hofft, verzweifelt in Hochform, aber es sind die neuen Elemente, die das Album nachhaltig prägen.

Streicher und Bläser begleiten die taumelnden Melodien, „Abudant Living“ orientiert sich beinahe am Pop während „Cimerian Shade“ jegliche Struktur fremd zu sein scheint. „Let It Vanish“ setzt nach einem, im Pfadfinder-Stil getrommelten, Einstieg auf eine Interpol Bassline.

Höhepunkte sind das elegische „Forever“, welches den Wechsel zwischen schlagenden Funken und tiefschwarzer Nacht gekonnt in Szene setzt und “Glassy Eyed Dormant And Veiled”, ein Stück aus der Moritaten Kiste.

Wenn am Ende des Albums der verhältnismäßig sanfte Titeltrack verklingt, steht fest, dass Iceage das Feld der Liebe kräftig durchpflügt haben. Ob der Acker damit auch schon bestellt ist, wird spätestens die nächste Platte zeigen.

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