Am Anfang war der Krach. Und den gab’s 2012 zwischen Omar Rodríguez-López und Cedric Bixler-Zavala. Nach fast zwanzig Jahren gemeinsamer Bandgeschichte mit At The Drive-In und Mars Volta, hatten sich die beiden Doppelnamenträger in die üppige Haarwolle bekommen. Offizieller Grund: Rodríguez-López hatte mehr Lust auf sein Nebenprojekt Bosnian Rainbows, als auf seine Hauptband. Der Zoff führte nicht nur zum (vorläufigen?) Ende von Mars Volta, sondern auch dazu dass sie ihre langjährige Freundschaft erstmal auf Eis legten.
Das Gewitter von damals scheint die Luft zwischen ihnen gereinigt zu haben. Denn als man sich Anfang des Jahres wieder traf, einigte man sich anscheinend darauf, alles auf Null zu setzen und unter Namen Antemasque noch mal einen neuen Ansatz zu verfolgen. Und das ist gut so. Denn während die proggige Verschwurbeltheit von Mars Volta auf dem letzten Album „Noctourniquet“ schon langsam anfing, sich in anstrengend beliebigen Regionen zu verlieren, rocken die zehn Antemasque-Songs absolut geradlinig und unverbaut aus den Boxen.
Klar, nur drei Akkorde aneinander zu hauen, ist Rodríguez und Bixler immer noch zu wenig. Aber immerhin haben sie genügend Erfahrung angehäuft, um einem Song ein paar interessante Wendungen zu geben, ohne das gleich ein „Boh! Abgefahren!“-Kunstwerk daraus werden muss. Das hatten sie ja auch schon mit At The Drive-In drauf.
Antemasque sind aber auch kein Posthardcore plus X- Aufguss von At The Drive-In. Dafür sorgt eine gute Prise Post-Punk. Ein Einfluss, den beide zwar nie geleugnet haben, aber hier konsequenter ausleben als zuvor. Stücke wie „In The lurch“, „I Got No Remorse“, “Momento Mori” oder “Ride Like The Devils Son” vereinen Ohrwurmrefrains mit der Energie eines kleinen Atommeilers. Selbst gut geölter Powerpop wie auf „50.000 Kilowatts“ gelingt ihnen problemlos. Der Psych-Folk von „Drown All Your Witches“ fällt zwar stilistisch etwas aus dem Rahmen, ist aber trotzdem eines der Highlights auf dem Album. Alles in allem ein kurzweiliger Spaß für die ganze Familie.
Mit an Bord sind auf dem Album übrigens auch noch Ex-Mars Volta Drummer David Elitch und Flea, der neben seinem Bassspiel auch noch sein Studio zur Verfügung stellte. Bleibt abzuwarten, ob Antemasque nur ein vorübergehendes Projekt ist, oder ob Rodríguez und Bixler für weitere zehn Jahre ihren gemeinsamen Spaß finden werden. Im Kosmos der At The Drive-In-/Mars Volta-/ Soloplatten- und Nebenprojektealben ist Antemasque jedenfalls ein netter, neuer kleiner Planet.