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The Coral – The Curse Of Love – Aus Alt mach Neu

Die Kreativpause! Ein gefürchteter Zustand, auf den Bands und Labels gerne mit der Veröffentlichung von Compilations mit Bekanntem, Rarem, Remixtem oder Live-Aufgenommenen reagieren.

Bei The Coral sind seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums „Butterfly House“ immerhin auch schon vier Jahre vergangen. Um wenigstens mal wieder ein Lebenszeichen von sich zu geben, wurde im Archiv gewühlt und mit „The Curse Of Love“ ein 2006 entstandenes, aber nie veröffentlichtes Album aus der Kiste gezogen.

Damals hatte Gitarrist Bill Ryder-Jones Tschüss gesagt und die Band nach zehn Jahren verlassen. Das verbliebene Quintett überlegte nicht lange, schrieb zwölf neue Songs und nahm sie in intimer Übungsraumatmosphäre mit einem kleinen Achtspur-Kassettenrekorder auf.

Das klingt jetzt ein wenig nach halbgaren Demos und Resteverwertung. Dem ist aber nicht so. Trotz der eher simplen Aufnahmesituation ist „The Curse Of Love“ durchgängig gut produziert und sorgfältig arrangiert.

Die zwölf Songs funktionieren auch im Ablauf so gut, dass es den anderen Alben der Band qualitativ als Ganzes in Nichts nachsteht. Sogar thematisch gibt es etwas wie einen roten Faden, der sich durch die Songs zieht. Zwar nicht ganz neu, aber immer wieder gerne genommen: Das Auf und Ab in der Liebe. Hier allerdings wohl mehr das Ab, als das Auf.

Auch stilistisch sitzt das Album ganz gut zwischen „The Invisible Invasion“ (2005) und „Roots and Echoes“ (2007). Überschäumende, geradeaus rockende Lebensfreude war ja generell eher selten das Merkmal der Coral-Songs.

Was „The Curse Of Love“ ein wenig abhebt, ist, dass die Stücke noch eine kleine Spur mehr schattenartige Düsternis und zwei, drei Gramm mehr Melancholie besitzen. Dass man darin allerdings nicht versinkt, dafür sorgen wie immer bei The Coral die wohlige, Sixties inspirierte Atmosphäre ihrer Songs und die oft zwingenden Melodien und Refrains von Sänger James Skelly.

Auch ein weiteres Qualitätsmerkmal der Band kommt auf dem Album durch die schlichte Produktion noch deutlicher zum Tragen. Nämlich die Gitarrenarrangements. Durch klassische Effekte wie Tremolo, Hall, derbe Verzerrung u.ä. werden die Songs immer wirkungsvoll in Szene gesetzt. Aber das hatten sie ja schon immer drauf.

Die lockere Aufnahmesituation scheint auch mehr Raum für Experimente gegeben zu haben. Immer wieder gibt es kurze Sound- und Groovespielereien, die auf den „regulären“ Alben der Band eher nur in Andeutungen zu hören sind. So z.B. auf „Wrapped In Blue“ und „The Watcher In The Distance“.

Für „Roots And Echoes“ kehrte Bill Ryder-Jones noch einmal zurück, um danach endgültig in Richtung Solo-Alben und Soundtracks zu verschwinden. Es spricht für die Kreativität der Band, dass sie damals bei den Aufnahmen für das Album nicht einfach die Songs von „The Curse Of Love“ wieder aufgewärmt hat, sondern elf neue, gute Stücke aus dem Zylinder gezogen hat.

Gerüchtehalber war zu hören, dass The Coral in den letzten vier Jahren doch nicht ganz so untätig waren und tatsächlich ein Album eingespielt haben. Das soll allerdings genau da gelandet sein wo „The Curse of Love“ gerade hergekommen ist: Im Bandarchiv.

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