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Hannah Cohen – Pleasure Boy

Singer/Songwriter Hannah Cohen hatte vor ein paar Jahren einen kleinen Hit, nicht zuletzt durch diese simple, aber schöne Videoidee. Ihr Debütalbum indes blieb dann doch recht stecken im Spezialfach zartbesaitete, feminine Folkigkeiten. Jetzt ist sie zurück mit dem Nachfolger „Pleasure Boy“ und macht allerhand anders.

Mit sensibler Gitarrenmusik der akustischen Sorte hat die Cohen nicht mehr viel am Hut, wenn es auch thematisch kongruent bleibt. Wie schon auf „Child Bride“ ist der Trennungsschmerz Motor allen kreativen Handelns, und wie schon auf jenem Debüt ist Producer Thomas Bartlett, a.k.a Doveman, die rechte Hand der jungen, attraktiven Dame. Bartletts Resümee kann sich durchaus sehen lassen und beinhaltet Betreuungen und Bearbeitungen von Werken von David Byrne, The National and Antony Hegarty. Bartlett/Doveman zeichnet sich ferner für die Bedienung der meisten Tasteninstrumente auf „Pleasure Boy“ verantwortlich, hat also durchaus mehr zum Album beizutragen als ein üblicher Soundpolierer im Studio.

Womit wir bei den Neuheiten wären: Tasteninstrumente, das Keyboard, die Drum-Machine, der Sample-Kasten herrschen hier vor, nicht die Akustikgitarren, der leise gedrehte E-Bass oder der Drumbesen. Entsprechend dreamy gebärdet sich die Klanglandschaft, entsprechend shoegazy verbleiben die Blicke live stur bei den elektronischen Gerätschaften.

Dass Hannah Cohen jetzt eher Dream-Pop als Indie-Folk macht, ist eine gute Sache. Denn ansonsten verblieb der Schuster viel zu sehr bei seinen Leisten. Ein Trennungsalbum mehr auf der Welt; Herzschmerz, Poperzschmerz: von welchem der beiden Alben stammt das jeweilige Lyric-Zitat? „Tell me her name, tell me her name / Was she worth it?“ und „How many times, do you think of her / When your heart is supposed to be with mine?“. Ersteres ist aus dem Opener des Zweitwerks, letzteres aus besagtem Mini-Hit.

Hannah Cohen, Spross von Jazz-Schlagzeuger Myron Cohen und Enkelin des Lyrikers und Radiomoderators W. R. Rodgers, macht netten Singer/Songwriter-Kram. Aber nett hat nun einmal auch eine größere Schwester. Dank der Mithilfe von Doveman hat  sich die Cohen auf „Pleasure Boy“ minimal verbessert, vor allem bei „Queen Of Ice“ und „Fake It“. Harmlose Banalitäten kennt es aber auch.

Stärker noch als bei der mit wesentlich prominenterem Familienbonus gesegneten Norah Jones wird man bei Hannah das Gefühl nicht los, sie musste zu wenig wagen, um es als Musikerin zu schaffen. Zumindest hört man ihrer Musik nicht wirklich an, dass sie voller Blut, Schweiß und Tränen steckt, sondern nur die üblichen Krokodilstränen über abhanden gekommenes Spielzeug.

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