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Karin Park – Apocalypse Pop

„Apocalypse Pop“. Schon allein der dramatisch triefende Titel lässt auf ein ungeheures Selbstbewusstsein, sowie einen großen Stolz und einschneidenden Umschwung auf dem fünften Album Karin Parks schließen. Tatsächlich ist aber gerade dieser Name falsch gewählt, schließlich hangelt sich das Werk nicht an den Abgründen des Pop entlang, sondern zeigt diese allenfalls nur skizzenhaft. „50 Shades Of Pop“: Das wäre doch einmal ein Name gewesen.

Die talentierte Norwegerin hat mit einem lästigen Stempel zu kämpfen, welcher ihr seit geraumer Zeit von den Rezipienten ganz nebensächlich aufgedrückt wurde. „Gothic Pop“ steht auf diesem Ding. Doch mit „Apocalypse Pop“ nimmt sich Park der ätzenden Synth-Pop-Lösung an, welche diesen Stempel ein für alle Mal wegwischen dürfte.

Doch kommen wir auf die vorgeschlagenen 50 Facetten des Pop zu sprechen, welche Park innerhalb eines Albums zu verarbeiten versucht.

First Shade of Pop: Um den entschleiernden Popweltuntergang einzuläuten, fährt die Musikerin alle Beatgeschütze auf, welche ihr an der elektronischen Strippe zur Verfügung stehen. Mit Claps und Samples im Rücken und dem dramatischen Enden in Finalstreichgewittern pellt sich ein stampfender Synth-Pop Song aus dem Opener des neuen Werkes heraus.

Second Shade of Pop: Dafür taugt die dumpfe Darkroom-Nummer „Shine“ mit ihren heruntergeschraubten und schwer wiegenden BPM. Ohne großartige Melodiebewegungen oder gar sich verrenkenden Stimmturnübungen gedeiht etwas vor sich hin, ohne einer wirklichen Entfaltung entgegenzusteuern.

Fifth-or-so-Shade of Pop: Das darauf folgende „Life Is Just A Dream“ fängt mit besagtem Imagestempel verdächtig Gothic-angehaucht an, wird aber im Refrain von einem Girlie-poppigen Durgesang recht schnell aufgelöst.

Next Shade of Pop: Ein bisschen Ellie Goulding gefällig? Dann bitte an „Stick To The Lie“ wenden! Der Fokus liegt auf einem lieblichen Gesang, der nicht nur wegen seines lyrischen Gehaltes auf Ähnlichkeiten zu der blonden Dauerperformerin schließen lässt.

…th Shade of Pop: Doch nächster Song, nächste Nuance: In „Whipped Cream, Silver And Pearls“ halten die Achtziger Einzug. Synthies trippeln in guter alter Oldie-Manier um eine nun verfälschte, dunkle Stimme herum vor sich hin.

Sicherlich 40th Shade of Pop: Was der Frau steht, das sind die flimmernden dunklen Dub-Gewänder, welche hie und da Einzug halten und sich mit „Opium“ zu abgefahrenen Sound- und Beatimprovisationen hinreißen lassen. Unweigerlich stellt man sich die androgyne Karin Park live vor – das müsste doch groß werden, mit einem wilden Schütteln einer nicht existenten Mähne und Schaum vor dem in Rage gesungenen Munde!

Ich-habe-aufgehört-zu-zählen-Shade of Pop: „Hard Liquor Man“ packt den Dembow in seiner blechernen Ausführung und nutzt geschickt die aufwühlend-groovenden Effekte des wunderbaren Rhythmusungestüms – nur, um es mit themenumspielenden Samples weiter auszuschmücken.

Kurzum: Karin Park bedient sich – vielleicht frech, vielleicht inkonsequent – an allem ein bisschen und mischt so eine mal explosive, dann wieder eher geschmacksneutrale Mischung für die Hörer zusammen. Die großen Momente kommen, sobald ihr reizendes Stimmchen mit der synthetischen Instrumentation in einen einvernehmlichen Dialog steigt und nicht eine Komponente die alleinige H(ö)rschaft an sich reißt. Wenig Gothic, weniger Apokalypse, ganz viel Karin.

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