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Madonna – Rebel Heart – Der Thron wackelt

Bondage-Schnürsenkel im Gesicht, ein Albumtitel, der vor Selbstbewusstsein nur so strotzt und eine Studio-Gästeliste, die aus allen Nähten platzt: Nach den beiden eher dürftigen Vorgängern (“Hard Candy”, “MDNA“) will es Madonna anno 2015 scheinbar nochmal so richtig wissen. Blickt man zurück, reagiert man zunächst mit oberflächlichem Verständnis; schließlich ging es in den vergangenen Jahren im Kampf um den Queen-of-Pop-Thron hoch her. Da wurden Abrissbirnen oral befriedigt, jede Menge Gaga betrieben und in der Glitzerwelt von Las Vegas falsche Haare angetackert. Die junge Generation schlief nicht. Mit “Rebel Heart” soll sie nun aber wieder auf den Boden zurückgeholt werden.

Die eröffnende erste Single “Living For Love” lehrt jedoch erst einmal Niemanden das Fürchten. Die Symbiose aus monotonem Eurodance und arschwackelnden 80s-Rhythmen aus der Konserve hinterlässt in etwa so große Spuren wie ein tänzelndes Mückenweibchen auf sandigem Untergrund. Vier Minuten später wird aber vieles besser. Mit der Akustischen im Arm und unaufgeregten Dancebeats im Gepäck betreibt Frau Ciccone Wiedergutmachung (“Devil Pray”). Der vermeintliche Aufwärtshaken in die richtige Richtung erweist sich jedoch schnell als eine Art musikgewordener Lucky Punch, der in der Folge in punkto Langlebigkeit und Esprit ziemlich allein dasteht.

Bisweilen wird es gar richtig peinlich, wenn sperriger Elektro mit Offbeats gefüttert wird (“Unapologetic Bitch”), substituierbarer Rap auf glitschigen Pop trifft (“Icon”) oder auf Schulbussen tanzend der geschwollene Mittelfinger die Richtung vorgibt (“Bitch I’m Madonna”). Je länger das Album dauert, desto skurriler, aufgesetzter und planloser wirkt Madonnas ernstgemeinter Warnruf in Richtung Miley, Britney und Co.  Auf diversen unterschiedlichen Sound-Ebenen hin und her hüpfend und gefesselt von klanglichen Regieanweisungen der Herren Diplo, Avicii, Billboard und Kanye West, verliert sich Madonna in endlosen Schall-und-Rauch-Welten.

Das rebellierende Herz der Queen of Pop muss dringend in die Kardiologie. Es schlägt zwar noch, aber längst nicht mehr inbrünstig genug, um all die hinter, vor und neben ihrem Thron lechzenden Erb-Kandidatinnen noch sonderlich lange von der Machtübernahme abhalten zu können. Dr. Cristina Yang, bitte übernehmen Sie!

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