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Mister And Mississippi – Live im Täubchenthal, Leipzig

Als am Dienstag Sascha Reske als Vorprogramm für die Niederländer Mister And Mississippi die Bühne betrat, lief im Fernsehen noch nicht einmal „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Zu so früher Stunde lehnten im kleinen Clubzimmer des Leipziger Täubchenthal 18 zahlende Zuschauer an den Wänden, von denen sich der Singer/Songwriter wünschte, dass diese nach jedem Song 3 Schritte nach vorn kommen sollen. Bei seinen fünf sensiblen, auf der Akustik-Gitarre vorgetragenen Stücken aus seinem aktuellen Album „The Seasons’s Loneliest Tree“, in denen eine gehörige Portion Lagerfeuer- und Wagenburg-Romantik mitschwang, kamen die Anwesenden diesen Wunsch nur zögerlich nach. Wenigstens lauschten zum Ende seines Sets schon 29 Menschen der Musik im Raum.

Eine halbe Stunde später passierte auf der Bühne endlich wieder etwas. Nicht etwa der Haupt-Act des Abends machte sich dort zu schaffen, sondern der nächste Support. Das war Emil Landman aus Holland, der das gleiche Equipment wie sein Vorgänger um den Hals hatte und immerhin 7 Stücke performen durfte. Zwischen den Liedern gefiel er sich im Erzählen von Geschichten seiner Interkontinental-Reisen, über das catchen mit Grizzly`s und den Hangover seines Lebens. Immerhin setzte er sein Instrument auch als Schlagwerk ein und brachte so etwas mehr Klangfarbe ins Spiel als sein Vorgänger, der brauchbarste seiner Songs hörte auf den Namen „Mirrors“.

Die Menge im Saal hatte inzwischen die beachtliche Stärke von 68 Personen erreicht, welche nun leider wieder in eine sehr ausgedehnte Pause geschickt wurden. Da diese nicht ständig an der Bar (die Preise dort sind wie der Club inzwischen in der Oberliga angekommen) Getränke-Nachschub ordern konnten, um gegen die Langeweile anzutrinken, blieb nicht viel anderes, als dem einsamen Roadie bei seiner Tätigkeit auf der winzigen Bühne (auf der trotzdem eine Menge von Instrumenten stand, die ein kleines Fachgeschäft gefüllt hätte) zu beobachten. Der kümmerte sich mit derartiger Hingabe um die zehn sich dort befindenden Saiteninstrumente, dass niemand verwundert gewesen wäre, wenn der Material-Meister alle noch frisch lackiert und neu bespannt hätte.

Halb zehn wurde es und die Zahl der Zuschauer stagnierte deutlich unterhalb einer 3-stelligen Zahl. Seltsam, waren die Konzerte auf der letzten Tour von Mister And Mississippi doch mehrmals ausverkauft. Vielleicht hätte man in der Promotion auf den Zusatz Folk verzichten sollen.

Dann ist es endlich so weit, blaues Licht, mystisches Intro und die vier Musiker kamen quer durch Raum und Publikum auf die Bühne und los ging es. „Shape Shifter“ machte den Anfang und den Anwesenden sofort klar: hier spielt alles andere als eine Neo-Country Band. Der Sound des Synthesizers ist opulent, die präzisen Drums von Samgar Lemuel Jacobs treiben die Stücke an, und die Männer an Bass und Gitarre, Danny van Tiggele und Tom Broshuis, schienen einen Shoegaze Wettbewerb ins Leben gerufen zu haben. Dazwischen die Stimme von Sängerin und Perkussionistin Maxime Barlag, die in den ausufernden Refrains von „Meet Me At The Lighthouse“, „Nothern Sky“ oder „Same Room, Different House“ wie die großartige Hayley Mary von The Jezabels klingt.

Band-Sprecher Jacobs versucht zwischenzeitlich, sein Deutsch im Small-Talk mit dem Publikum zu verbessern. Das klappt zufriedenstellend, aber seine Stimme ist doch besser aufgehoben, wenn er zusammen mit Barlag das Titelstück ihre aktuellen Platte „We Only Part To Meet Again“ singt, welches vergleichsweise minimalistisch instrumentiert durchaus The xx touchiert. Natürlich gibt es auch ruhigere Nummern wie „Where The Wild Things Grow“ im Programm, aber selbst im mit sparsamer Akustik-Begleitung vorgetragenen „Nocturnal“ ist die Kopfbedeckung der Sängerin der einzige Bezug zum Folk.

Am Ende des grandiosen Auftritts stand fest: In Utrecht hat sich etwas ganz Großes formiert, von dem in der Zukunft noch Einiges zu erwarten sein dürfte. Die Sicht auf die Bühne ist dann sicher nicht mehr so frei ist wie an diesen Abend.

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