Die schottische Hip-Hop Band Young Fathers besteht aus „G“ Hastings, Alloysious Massaquoi, ursprünglich aus Liberia und Kayus Bankole, Sohn nigerianischer Eltern und teilweise in Maryland, USA aufgewachsen. Nun leben sie aber alle in Edinburgh, Schottland, ein Land was nicht unbedingt ein Springbrunnen an Hip-Hop Bands ist. Ihr Debüt „Dead“ sorgte schon für große Aufmerksamkeit in Großbritannien und wurde mit Preisen überhäuft. Für die Aufnahmen zu ihrem neuesten Werk „White Men Are Black Men Too“ verschlug es die Jungs nach Berlin. Es wird fast schon zu einem Klischee, dass es Künstler nach Berlin zieht, um nach Inspiration zu suchen. Aber was soll’s, wenn die Musik, die dabei entsteht, qualitativ überzeugt, kann man gut damit leben. Und dies ist hier eindeutig der Fall.

Der Opener „Still Running ist unterlegt mit einem linearem Sound, bei dem der Gesang sich wie eine Säge durch die Musik drängt. „27“ überzeugt mit Abwechslung und kommt dem Gefühl nahe, man würde im Süden Amerikas in einer Kirche sitzen und der Gospel-Chor würde auf einmal Hip-Hop Elemente mit in den Song hineinziehen.

Man könnte jetzt jedes Lied auf „White Men Are Black Men Too“ bis ins Exzessive analysieren, denn sie sind so reich an Originalität und intelligenten Texten, wie man sie im Hip-Hop Genre nur noch selten zu Ohren bekommt. In den 80ern, als Public Enemy und Run DMC noch die Szene beherrschten, war das noch der Fall, aber heute gibt ja fast nur noch großkotzige Proleten, die das Genre beherbergen.

Die Qualität von „White Men Are Black Men Too“und der einzelnen Tracks resultiert aus der durchgehend grandiosen Synthese aus interessantem und schlüssigem Geschichtenerzählen, mitreißenden und kongenialen elektronischen Beats und stilsicheren Raps. Alles zusammen besitzt nicht nur den nötigen Unterhaltungsfaktor, um beim ersten Hören zu überzeugen, sondern auch die Tiefe, um immer wieder auf’s Neue beeindruckende Nuancen in jedem der Elemente Beats, Rap und Geschichte finden zu lassen.

Young Fathers Rapstil erzählt nicht einfach die Ereignisse ihrer Texte nach, sondern erweckt Gefühle und Erlebnisse zum Leben. Beats und Bässe folgen dabei nicht einfach den Erzählsträngen, sondern betonen die Emotionen und Spannungsbögen, die unter dem oberflächlichen Geschehen liegen.

Die elektronischen Beats auf „White Men Are Black Men Too“ hingegen sind meist nur Mittel zum Zweck: Sie folgen der Form der Texten des Trios, schließlich sollen sie die jungen Väter selbst nicht in den Schatten stellen, sondern in Szene setzen. Mehr braucht dieses konzeptuelle Werk nicht. Denn Young Fathers möchten einfach nur Geschichten erzählen, und das beherrschen sie wie nur wenige andere.

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