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Calexico – Edge Of The Sun

Wenn sich Joey Burns und John Convertino auf den Weg nach Mexico-City machen, um nach Inspiration für ihr achtes Album zu suchen, liegt der Verdacht nahe, dass der Mariachi-Sound die tragende Rolle auf “The Edge Of The Sun” übernehmen könnte. Dem ist nicht so, die Band der beiden ehemaligen Giant Sand Mitglieder verfolgt auf ihrem Weg durch den Staub der Wüste weiter unbeirrbar eine eigene Vorstellung von Weltfolklore. Über die letzten beinahe 20 Jahre und über 7 Studio-Alben hinweg bewiesen Calexico, dass ihre Version des Alternative-Country viel mehr vereint als die Volksmusik-Elemente des US-Nachbarlandes. Das Vermischen von Klängen und Kulturen, von Gitarre und Bläser-Arrangements, der Einsatz von Gypsy- und Latino-Rhythmen macht ihre Songs zu Gesamt-Kunstwerken.

“The Edge Of The Sun” setzt wieder auf Fusion, dieses Mal aber nicht nur in der Wahl der musikalischen Mittel, sondern auch durch eine beeindruckende Zahl von Studio-Gästen. Altmeister Eric Burdon, Sam Beam von Iron & Wine (zuletzt mit Chadwick Stokes aktiv), Nick Urata von DeVotchKa – lang ist die Liste der Musiker, die sich während der Aufnahmen in Coyoacan, dem Boheme-Viertel der Mega-City, die Klinke in die Hand gaben. Dem Stadtteil ist auch ein eigenes Instrumental-Stück gewidmet, welches auch das „mexikanischste“ des Albums geworden ist.

Bereit die vorneweg veröffentlichte Komposition „Cumbia De Donde“ ließ ahnen, dass Burns und Convertino wieder Hervorragendes gelungen ist. Der smoothe Latino-Knaller mit seinen coolen Backgrounds, donnernden Bläsern und flammenden Jazz-Einlagen klingt wie die Quintessenz aller bisherige Calexico-Stücke beeinflussender Faktoren. Dass die Platte auch anders kann, bewies die kürzlich erschienene Single „Falling From The Sky“, auf dem die dominierende Pedal-Steel-Gitarre das Stück im Verbund mit Synthie-Teppich, Streichern und den Gast-Vocals von Ben Bridwell (Band Of Horses) erkennbar in Richtung Pop positioniert.

Auch die lässigen Uptempo-Nummern „When The Angel Played“, „Woodshed Waltz“ und „Tapping On The Line“ tendieren in Richtung eingängiger Melodien. Natürlich ist alles von einer gesunden Portion Americana durchsetzt, das stärkste diesbezügliche Stück ist „Moon Never Rises“, auf dem die glockenklare Stimme von Carla Morrison den Hörer unverzüglich unter den Sternenhimmel Tucsons versetzt. Es geht aber auch weniger optimistisch, „World Undone“ oder „Miles From The Sea“ transportieren eine eher unheilvolle Stimmung mit der Ahnung unstillbarer Sehnsüchte, während die sphärische Geschichte vom überstürzten Aufbruch in „Bullets & Rocks“ oder das munter vor sich hin rumpelnde „Beneath The City Of Dreams“ weiteres Kontrastprogramm liefern.

Calexico haben mit “The Edge Of The Sun” ein Album an den Start gebracht, welches mit seiner Spielfreude an ihr traditionell starkes Song-Writing anknüpft, durch Variantenreichtum überzeugt und dabei wieder ein glühendes Plädoyer für interkulturelle Grenzenlosigkeit geworden ist.

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