Als Eric Pfeil vor 2013 sein Debut-Album „Ich hab mir nie viel aus dem Tag gemacht“ rausbrachte, hatte er schon ein paar erfolgreiche Stationen in seinem Leben hinter sich gebracht. TV- Producer, Autor und Musikjournalist mit einer enormen Backgroundkenntnis auch der hinterletzten Winkel von Psychedelic, altem französischem und italienischem Pop und Italo Western-Soundtracks. Mit dem Album setzte der damals 43-jährige aus dem Stand seine eigene Marke in der deutschen Singer/Songwriterszene. Denn die Platte überraschte mit ihrer poppigen Leichtigkeit und ihrer lebenserfahrenen Melancholie, die sich mitunter auch aus seiner profunden Kenntnis und Liebe zu den erwähnten Klassikern speisten. Auch brachte seine eigenwillige, surreale Art zu texten etwas selten in Deutschland Gehörtes. Sich selbst charakterisierte er dabei als „Troubadour und Drei Akkord Liedermacher“.
In der Zeit nach der Veröffentlichung des Albums musste er durch Todesfälle im privaten Umfeld ein paar Schicksalsschläge hinnehmen. Dies hinterließ natürlich Spuren in seiner Lebenssicht und somit auch in seinem Songwriting, denn auf dem jetzt erschienenen Nachfolgealbum „Die Liebe, der Tod, die Stadt, der Fluss“ zeigt er sich jetzt auch von einer etwas düstereren und ernsteren Seite.
Ok, das klingt jetzt nach fahler Resignation und elementarer Verzweiflung, die sich in trostlosen Klängen und gequälten Gesängen manifestiert. Oder zumindest nach dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig. Dem ist aber nicht so. Denn plakativ deutlich trägt Pfeil die Themen Vergänglichkeit, Alter und Tod nicht auf dem Liedermacher-Revers. Vielmehr begegnet er dieser allgemein menschlichen Tragik mit der gleichen charmanten, federleichten Eleganz, die schon „Ich hab mir nie viel aus dem Tag gemacht“ kennzeichnete.
So wird zum Beispiel „Himmelwärts“ zu einer easy groovenden Betrachtung von Vergänglichkeit und Alter. Versehen mit einer Melodie, die einen schon nach dem ersten Hören nicht mehr verlässt. Weitere Referenzen an diese Thematiken stecken eigentlich mehr im Detail seiner surreal phantastischen Stories um depressive Detektive, vergessene B-Movie Schauspielerinnen und „Menschen aus Schaum“. Zum Beispiel in Textzeilen wie „Ich trag den Anzug von ‚nem toten Mann, Der tote Mann hatte Geschmack“ („Toter Mann“).
In seiner Art zu texten macht Eric Pfeil etwas im deutschsprachigen Pop eigentlich eher Ungewöhnliches. Es geht ihm nicht um stringent erzählte Geschichten oder Beschreibungen von Gemütszuständen. Vielmehr reißt er immer wieder Assoziationen an, die den Song zu einem wundersamen Stimmungsbild werden lassen. Im Hörer erzeugt er somit eine Art eigen zu gestaltendes Kopfkino. Auch sein lässig, lakonischer Humor sorgt immer wieder dafür, dass alles seine Leichtigkeit und behält. In der rockigen Upbeat-Nummer „Hyänen Am Strand“ heißt es zum Beispiel „Hier gibt es nichts zu sehen. Hier gibt es nur mich. Da ist etwas in Deinen Augen – Ich“.
Generell ist die Instrumentation der fünfzehn Stücke eher sparsam gehalten. Basis ist fast immer die Akustikgitarre zu der dann noch Bass, Schlagzeug und ein paar andere Instrumente kommen. Stilistisch hat er dabei ein eigenes Ding gezimmert, dass seine Inspiration aus allen Ecken von ca. sechzig Jahren Pop- und Rockmusik bezieht. Man mag es Indie–Pop, Neo-Liedermacher, Troubadour-Rock oder deutschen Singer/Songwriterpop nennen. Oder sonst etwas in dieser Richtung. Irgendwie trifft das alles nicht ganz. Aber vielleicht doch.
Produziert wurde das Album auch diesmal wieder von Ekki Maas (Erdmöbel), der dafür gesorgt hat, dass die Songs unverbaut luftig frei atmen können. Auch sein Humor findet seine Entsprechung in der Musik. Immer mal wieder tauchen schräg witzige Einfälle auf wie das einmalige „Hallelujah“ des Backgroundchors in der „Der depressive Detektiv“, die Maultrommel in „Die Stadt“ oder der Beach Boys-Chor am Ende von „Hyänen Am Strand“.
Generell zeigt Eric Pfeil auf „Die Liebe, der Tod, die Stadt, der Fluss“ mehr Tiefe und Reife. Und das steht ihm ziemlich gut. Es mag eine Weile dauern, bis das Album zündet. Aber zünden wird es. Dafür sorgt schon sein Talent für absolute Ohrwurmmelodien und unwiderstehliche Refrains wie zum Beispiel in „Margaret Lee“, „Wir müssen nur so tun als wären wir frei“ oder „Marzipan in Michigan“.