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Francesca Belmonte – Anima

Neues aus dem Hause False Idols. Die an den beiden letzten Alben des Trip-Hop Wegbereiters Tricky maßgeblich beteiligte Francesca Belmonte ist nach fünf Jahren an der Seite des Meisters flügge geworden und veröffentlicht mit „Anima“ ihr Solo-Debut, während ihr Mentor selbst diesmal als Produzent seinen Teil zum Gelingen beiträgt.

Und gelungen sind die fünfzehn Stücke zweifelsohne. Bereits der Opener „Hiding The Rushes“ lässt zwischen Synthesizern und geheimnisumwobenem Geblubber diesbezüglich keine Frage offen, dass der Konsument sein Geld hier für das Drama und nicht für die Komödie angelegt hat.

Der Begriff „Anima“, lateinisch für Atem, italienisch für Seele und psychologischer Begriff für den unterbewussten, weiblichen Part der männlichen Psyche, steht der Platte gut. Mit unterschwellig einschleichenden Beats haucht Belmonte gefühlvoll die Songs ins Mikro, die dann sofort im Gehör andocken und den Hörer in ihren Bann ziehen, natürlich unabhängig vom Chromosomensatz.

Die Musikerin mit den italienisch-irischen Wurzeln mischt dem Label-Credo folgend Elektro mit Trip-Hop, bedient sich bei Soul und R`n`B und schafft so einen avantgardistischen Mix, der der Nacht näher ist als dem Tag und in manchen Momenten ansetzt, der großen Fever Ray in die Dunkelheit zu folgen. Im über weite Strecken düsteren Sound der Platte entwickelt die Sängerin eine Persönlichkeit, die mit ihrer Obsession für die Musik überzeugt und dabei wie etwa in „Daisy“ ihre sensible Poesie zielsicher in den Lyrics verortet. Unterstützt wird sie dabei vom dem, auch nicht direkt für die hellen Seiten des Hip-Hop bekannten, US-Rapper Mykki Blanco, der in einigen Stücken seine Vocals beiträgt.

Die Platte bewegt sich aber nicht durchgängig im Schatten, in genügend Momenten bricht das Licht hervor, wenn sich etwa „Keep Moving“ zwischen allerlei seltsamen Geräuschen als ein Dance-Track entpuppt oder in dem, etwas an „Unfinished Sympathy“ von Massive Attack erinnernden, „Walk With You“ die sonst rauchige Stimme der Sängerin in zartschmelzende Schwärmerei verwandelt. „The Joker“ hingegen hat geradezu Shirley Bassey mäßige Soundtrack-Qualitäten, das zappelige „Fast“ will seinem Namen alle Ehre machen und sampelt ein griffiges Gitarren-Riff in den Song, während das orientalisch angehauchte „Your Sons“ seine Loops im Schneckentempo über die Tonspur schleppt.

So ist es keineswegs ein „Strange Beat“, wenn aus dem Nichts auf einer Akustik-Gitarre gezupft wird oder der The Knife-artige, hektische Start von „Lying On The Moon“ in ruhigen Passagen endet. Wenn das abschließende „Are You“ mit seinem breiten Keyboard-Teppich startet, bleibt der Eindruck eines überzeugenden Debuts einer außergewöhnlichen Künstlerin, die das False Idols-typische Klang-Korsett mit neuem Leben füllt und die ihren Label-Boss mit Stolz erfüllen dürfte.

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