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Joanna Gruesome – Peanut Butter

Ein Anger Management-Training war der Anlass für die Gründung der walisischen Band Joanna Gruesome. Ihr Debüt “Weird Sister” (2013) wurde von Presse hochgelobt und gewann etliche Preise. So ein Erfolg kann einer jungen Band wie eine große Sause vorkommen, aber auch die größte und schönste Party hat einmal ein Ende. Wenn man dann wieder als Band zusammen kommt, um das zweite Album einzuspielen, ist erstmal Ernüchterung angesagt. “Das Debüt zu toppen ist, nicht möglich” denken sich die Musiker, also muss man sich neu erfinden, weiterentwickeln oder einfach so weitermachen.

Auf ihrem zweiten Album “Peanut Butter” haben Joanna Gruesome es schon mal geschafft, sagen wir es mal vorsichtig, einen ziemlich “albernen” Albumtitel zu wählen. Was die Musik angeht, ist es Stillstand auf dem berühmt hohen Niveau.

Der Vorgänger “Weird Sister” war ein Biest. Ein mit Krallen bestücktes Ungeheuer, das sich nur schwer kontrollieren ließ und womöglich genau deshalb zu gefallen wusste. “Peanut Butter” ist deutlich sauberer produziert, zeigt sich aber schnell ähnlich widerspenstig.

Joanna Gruesome wissen, was sie wollen. Schon bei dem knapp dreiminütigen, rasanten Opener “Last Year” oder dem punkigem New-Wave-Hammer “Honestly Do Yr Worst” offenbart sich, dass die Band ihre Hausaufgaben gemacht hat. Stellenweise beklemmend klingen die Songs, und selbst bei dem ungleich melodischen “Crayon” zeigt sich die Launenhaftigkeit seiner Schöpfer ganz ungeniert und offenbart einmal mehr, welch großen Einfluss hier My Bloody Valentine ausgeübt haben müssen.

Die Show, die Joanna Gruesome auf “Peanut Butter” abziehen, ist mit einem Wort ein ziemlich dickes Ding. Getragen von tieffliegend, quer schlagenden Gitarren röchelt, krächzt und quengelt sich die Platte durch hochtrabende Dreiminüter, prallt gegen scharfkantige Percussion und holt sich schließlich eine blutige Nase ab, wenn ein überrumpelnd melodischer Refrain die richtige Tonart um knappe zehn Meter verfehlt. Stücke wie “Psykick Espiona” haken sich ohne großes Interesse an Umständlichkeiten zu einem Chorus durch, der in blutenden Ohren für Unordnung sorgt.

Ein bisschen zu plump könnte man das manchmal finden. Wenn da nicht auch so Stücke wie “Hey! I Wanna Be Yr Best Friend” wären. Die sind nicht nur langsamer, sondern auch ein paar Grad abgekochter als der rohe Rest dieser Platte. Dies gibt dann dem Album ein geradezu melancholisch-sentimentales Ende, das den Hörer samt Schweißperlen auf der Stirn einmal mehr hoffen lässt, dass sich diese Kratzbürste von einer Band bitte niemals zähmen lässt.

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