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Ich bin kein Träumer – Jaakko Eino Kalevi im Interview

Nach Jahren im Schatten des Rampenlichts, in denen mehr als 30 Veröffentlichungen nicht ausreichten, um den Durchbruch zu schaffen, zieht der finnische Dream-Pop-Tausendsassa Jaakko Eino Kalevi seinen letzten Trumpf aus dem Ärmel. Anno 2015 soll es nämlich endlich klappen. Und dafür setzt der Skandinavier alles auf die Here-I-Am-Karte. Das Versteckspiel hat ein Ende. Mit seinem selbstbetitelten neuen Album entledigt sich Jaakko Eino Kalevi all seiner Pseudonym-Ketten. Und die Welt soll davon in Kenntnis gesetzt werden. Also macht sich Jaakko auf den Weg, um von seinem neuerlichen Pop-Kickstart zu berichten. Wir fingen das sympathische Nordlicht im Zug nach Stockholm ab und erkundigten uns, warum, wieso und weshalb jetzt alles anders werden soll.

MusikBlog: Hi Jaakko. Wenn man deinen Namen googelt, steht in jedem zweiten Artikel über dich der Begriff Newcomer im Teaser. Dabei hast du schon mehr als 30 Veröffentlichungen vorzuweisen. Wie erklärst du dir das?

Jaakko Eino Kalevi: Gute Frage. Vielleicht liegt es an meiner Herkunft. Finnland ist ja nicht gerade eine Hochburg für populäre Musik. Wenn sich bei uns jemand mit Pop-Musik beschäftigt, dann muss er einen langen Atem haben.

MusikBlog: Hast du einen langen Atem?

Jaakko Eino Kalevi: Ich denke schon. Hätte ich keinen, würde ich jetzt wahrscheinlich nicht mit dir über mich und meine Musik sprechen, sondern in Helsinki in einer Tram sitzen.

MusikBlog: Stimmt, du bist ja eigentlich gelernter Tram-Fahrer; eine Tatsache, die den meisten Artikeln über dich als Aufhänger dient. Nervt dich das?

Jaakko Eino Kalevi: Nein. Das ist ja nun mal so. Damit habe ich kein Problem. Viele Leute wollen sich mit mir auch über meine Haare unterhalten.

MusikBlog: Du hast ziemlich lange Haare. Wann warst du denn das letzte Mal beim Frisör?

Jaakko Eino Kalevi: Ich glaube, ich habe sie jetzt seit 2006 nicht mehr geschnitten.

MusikBlog: Du wirkst sehr tiefenentspannt. Täuscht das? Oder bist du ein Typ, der einfach sein Ding durchzieht, und den nichts so schnell aus der Bahn werfen kann?

Jaakko Eino Kalevi: Ich bin eher ein ruhiger Typ, das stimmt. Ich mag es nicht, große Reden zu schwingen und mich in den Vordergrund zu drängen. Das ist nicht mein Naturell. Vielleicht bin ich auch deswegen für viele Menschen noch eine große Unbekannte. Ich arbeite aber daran. Als Musiker muss man schließlich präsent sein.

MusikBlog: Wohl wahr. Sonst bleibt man einer unter vielen. Das willst du natürlich nicht.

Jaakko Eino Kalevi: Nein, ich bin jetzt bereit für die große weite Welt. Ich denke, das hört man auch auf meinem neuen Album. Es ist viel zugänglicher.

MusikBlog: Finde ich auch; eine sehr interessante Mixtur aus Mystic-Pop, Krautrock und psychedelischen Disco-Vibes.

Jaakko Eino Kalevi: Ja, das trifft es ganz gut.

MusikBlog: Du hattest also ein festes musikalisches Konzept vor Augen?

Jaakko Eino Kalevi: Naja, nicht wirklich. Es hat sich eher so ergeben.

MusikBlog: Wie denn?

Jaakko Eino Kalevi: Nun, das Verlangen nach mehr Eingängigkeit war schon da. Aber das große Ganze war dann doch eher das Ergebnis einer natürlichen Entwicklung. Man kann gewisse Stimmungen ja nicht erzwingen. Die entstehen einfach. Oder eben auch nicht.

MusikBlog: Verstehe. Wie sah es denn bei den Kollaborationen aus? Es gibt ja vier Songs auf dem Album, die von zwei Frauen eingesungen wurden. Hat sich das auch eher so ergeben? Oder hattest du die Damen Suad Khalifa und Sonja Immonen schon länger im Visier?

Jaakko Eino Kalevi: Das waren schon bewusste Entscheidungen. Suad Khalifa passte einfach stimmlich perfekt. Sie hat dieses Timbre, das ich gesucht habe. Und Sonja Immonen ist meine Ex-Freundin. Da wusste ich, was mich erwartet.

MusikBlog: Apropos Erwartungen: Was erhoffst du dir jetzt für die nähere Zukunft?

Jaakko Eino Kalevi: Ich bin kein Träumer. Aber ich hoffe natürlich, dass ich mit diesem Album eine breitere Masse erreichen kann. Das wäre der erste Schritt. Alles Weitere wird sich dann zeigen. Ich denke einfach, dass die Zeit reif ist für Veränderungen.

MusikBlog: Bist du auch deswegen letztes Jahr nach Berlin gezogen?

Jaakko Eino Kalevi: Ja. Ich brauchte einfach einen Tapetenwechsel. Berlin präsentiert sich als Stadt jeden Tag neu. Sie entwickelt sich. Man kann ihr praktisch dabei zusehen. Das fasziniert mich.

MusikBlog: Auch du machst momentan eine große Entwicklung durch. Passt irgendwie, oder?

Jaako Eino Kalevi: Ja, genau. Da besteht eine gewisse Verbindung. Es ist aber nicht nur das. Ich fühle mich einfach wohl in Berlin. Ich mag die Mentalität der Menschen, das kulturelle Angebot und die vielen Rückzugsorte. Wenn einem der Trubel zu viel wird, findet man an jeder Ecke ein ruhiges Plätzchen um wieder runterzukommen. Das haben nicht viele Metropolen zu bieten.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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