Hoch aus dem Norden, aus Hamburg, um genau zu sein, kommen Monoklub mit ihrem erstem selbsbetitelten Album daher. Deutscher Pop/Rock von der Stange wird einem hier nicht geboten, sondern eher britisch gehen die Jungs zu Werke. Sie könnten glatt als Mods durchgehen, mit ihrem 60er Sound. „Was muss ich tun“ fragen sie gleich beim Opener. Eigentlich nicht viel, denn sie machen alles richtig.

Obwohl, der erste Eindruck enttäuscht jedoch ein wenig. Hallen die Klänge von „Das Ende beginnt“ oder „Die Zeit bleibt stehen“ noch im Gedächtnis nach, finden die anderen Lieder den Weg direkt ins Herz. Bis man das aber bemerkt, vergeht ein wenig Zeit. Deswegen wäre es ratsam, dem Album mindestens eine zweite Rotation zu gönnen.

„Monoklub“ ist über weite Strecken ein vertonter Glücksmoment, eine Liebeserklärung an das schönste aller Leben, dessen plötzliche Leichtigkeit und Unbeschwertheit den ganzen Herzblutzoll vergessen macht, den das Hundeleben zwischen Großer Freiheit und Fischmarkt einst forderte und dieses Album zu einem still schreienden Manifest deutscher Indie-Rockmusik werden lässt.

Es ist schwer zu erklären, warum die jungen Musiker schon so gereift klingen, aber vielleicht sind die Hamburger einfach als Kinder in einen großen Trog mit Weisheit gefallen und haben diese bis auf den letzten Tropfen in sich aufgesogen. Wer weiß das schon. „Realität“ jedenfalls meint etwas ganz anderes: „Ich träume mich zu dir, aber die Realität behält mich hier“ – das Glas ist leer und das Leben trotzdem nur halbvoll. Das Gefühl, irgendwas zu verpassen. Das Bewusstsein, hier glücklich zu sein und woanders noch glücklicher sein zu können. Die Ahnung, dass da irgendwo mehr sein muss, nur wo? Wir kennen das alle. Und Monoklub sprechen es aus.

Genau deswegen ist Monoklub-Lauschen ein so ungewohntes Erlebnis. Zwischen „ich“ und „wir“, zwischen Kommen und Gehen, zwischen Denken und Handeln, zwischen offenem Mund und geschlossenen Augen erfüllen sie den Raum mit Verbundenheit, obwohl keiner da ist. Und am liebsten möchte man die Jungs umarmen. Man hat das Gefühl, sie wollen sagen: Ja, ihr seid wie wir! Ja, das kenn‘ ich auch!

Große Parolen, mit mächtigen Bassläufen und, trotz Tanzbarkeit, ungebremstem Pop-Appeal. Aber vor allem mit stets intelligenten und ins Schwarze treffenden Texten. Hier hüpfen nicht nur die Beine, sondern auch das Hirn denkt mit. Und das gerne rund um die Uhr, zu diesem Album.

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