Psychedelic-Pop klingt wie der Inbegriff genrespezifischer Gegensätzlichkeit. Dabei meint diese Musikrichtung eigentlich nur eines: Wir huldigen dem psychedelischen Lebensgefühl, buttern ordentlich Einflüsse des psychdelischen Folks und Rocks hinzu, bleiben aber einer Linie treu: dem Pop, aber auf keinen Fall dem Mainstream-Pop.

Irgendwo zwischen Dream- und Baroque-Pop sind auch Ducktails anzusiedeln. Die amerikanische Psychdelic-Popband aus New Jersey formte sich 2006, ursprünglich entstanden aus dem Solo-Projekt von Matt Mondanile, dem Gitarristen von Real Estate. Luka Usmiani, Alex Craig und Samuel Franklin fanden, dass dies eine gute Sache sei und seither bilden die vier die Band Ducktails. Seit Beginn haben die Jungs konstant Alben veröffentlicht, ganz unaufgeregt, ohne viel Bohai, aber mit beachtlicher musikalischer Entwicklung.

Nun also Studioalbum Nummer fünf „St. Catherine“. Das neue Album ist Zeugnis von Mondaniles musikalisch-ambitionierten Wurzeln, entscheidend geprägt durch die Jahre mit Real Estate. „St. Catherine“ ist eine Sammlung fein geschliffener Baroque-Pop-Songs voll Glückseligkeit und melodischem Feingefühl.

Matt Mondanile bleibt seiner Linie treu, vereint Real Estate und Ducktails zu seinem Lebenswerk. Die elf Songs auf der neuen Platte sind irgendwie emotionaler und dynamischer als ihre Vorgänger, gehen flott ins Ohr, verweilen dort, um möglicherweise zu einem Ohrwurm zu werden. Nach dem Instrumental-Intro „The Disney Afternoon“ erweist sich „Headbanging In The Mirror“ als starker Opener. Da kann nicht mehr viel falsch gemacht werden: „Headbanging in the mirror / Wish I could see so much clearer / Just let me come down from this speedy / Afternoon interior dream“.

Hinter „St. Catherine“ steckt viel Herzblut, kreatives Treiben zwischen den eigenen vier Wänden sowie in Aufnahmestudios im Osten von Los Angeles und in Glendale, aber auch an ungewöhnlichen Orten in Berlin und New York. Mondanile textete sich durch das Jahr 2014 hindurch und beendete die Aufnahmen am neuen Album Anfang dieses Jahres. Das ist die längste Zeit, die er jemals an einer Platte gearbeitet hat.

Als Mondanile Anfang 2015 wieder nach Los Angeles zurückkehrte, half ihm Rob Schnapf, Co-Producer von Elliott Smiths Klassik-Alben „XO“ and „Either/Or“, beim letzten Feinschliff. Zusammen verliehen sie „St. Catherine“ eine neue Frische, schlugen den Bogen zwischen psychedelischen Pop-Songs wie „Headbanging In The Mirror“ und „Into The Sky“ zum Titeltrack „St. Catherine“, der entscheidend durch Mondalines Gitarrenlines geprägt ist. In „Church“ und „Heaven’s Room“ stellt der Frontmann sein Können als Komponist und Arrangeur durch komplexe und ineinander verwobene Gesangsharmonien mit elektronischen Elementen unter Beweis.

Noch beeindruckender ist „St. Catherine“ dort, wo Ducktails aus ihrer Komfort-Zone heraustreten und gemeinsame Sache mit Julia Holter, der Musikerin mit der komplizierten Musik und den noch komplizierteren Texten, machen. „St. Catherine“ ist kein Album für Krachmacher und diejenigen, die das mögen. Ducktails – das sind keine weit aufgerissenen Augen, das ist leise Sensibilität und Melancholie durch die Hintertür. Dieses Gefühl kann sich auch erst nach mehrmaligem Hören einstellen, oder es bleibt aus. Aber das ist dann auch okay so.

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