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Gunship – Gunship

Vom Alternative-Rock zum Synthie-Pop mit viel 80er Jahre Einschlag, das ist schon ein Kontrast. Dan Haigh und Alex Westaway sind nämlich zwei Mitglieder der britischen Rock-Band Fightstar, deren Musik doch in eine ganz andere Richtung geht als die von Gunship. Dritter Mann mit an Bord ist Alex Gingell. Ob man sie nun als einmaliges Projekt, Nebenprojekt oder Supergroup bezeichnet, ist jedem selbst überlassen.

Eines ist aber sicher: hier regieren die Achtziger Jahre, was den Sound des selbstbetitelten Gunship Debüts angeht. Anleihen an die wegweisende Synthie-Pop Legende Orchestral Manoeuvres In The Dark sind nicht von der Hand zu weisen. Die Platte beinhaltet 80’s-Synthie-Pop in seiner wunderbaren Reinform, nimmt den Hörer von Anfang bis Ende mit auf eine wundersame Reise, bis dieser sich nach dem regulären finalen Song “Maximum Black” (da noch drei Remixe die Scheibe abrunden) wundert, warum seine Füße noch Bodenhaftung haben, meinte man doch, die letzte knappe Stunde zu schweben.

“Gunship” ist ein einziger, wattebauschiger Rausch, ein famoser Wachtraum. Was auch immer im Kopf dieses Trios vorgeht, das Ergebnis ist großartig, reflektiert eine komplette Ära in einer knappen Stunde des Jahres 2015. Ein Song wie “Shadow Fury” wäre auf nahezu jedem Best-Of der Achtziger Jahre vertreten. Zum Glück ist er das nicht, denn so können wir diesen Spaß heute noch live erleben.

Schwierig erscheint es, einem Album, das eine solch einlullende Gesamtheit auszeichnet, Highlights zu entnehmen, jeder Song hat seinen Platz genau an der richtigen Stelle gefunden. Am Anfang steht das langsam Fahrt aufnehmende “The Mountain”, ein intensiver Beginn des Feuerwerks an vorsichtig dahin wummernden Beats, Synthieteppichen unter weicher Stimme, die mitunter an die des Hot-Chip-Sängers Alexis Taylor erinnert. Im Folgenden gibt es wunderbar verträumte Tanznummern wie “Revel In Your Time”, allen voran aber das absolut grandiose “Kitsume”, ein Popsong, wie er besser, reiner und schöner kaum sein könnte.

Diese Scheibe ist definitiv mehr als nur der nächste große Hype und wenn sie einer ist, dann nicht ohne Grund. Es ist clevere, abstrakte, von Hördurchgang zu Hördurchgang wachsende Musik, die vor allem eines ist: Wunderschön, und wunderschön tanzbar. Denn zu Gunships Musik fällt es einem schwer stillzuhalten, aber gleichzeitig kann man herrlich chillen zu den verträumten Klängen. Vielleicht liegt das daran, dass Gunship das Kunststück gelingt, solche Musik glaubwürdig rüber zubringen – eine Gratwanderung, an der die meisten Bands kläglich scheitern.

Sicherlich werden viele Hörer erstmal verzweifelt versuchen, den Schmalz wieder aus den Ohren zu bekommen, und wer keine hohe Toleranzschwelle für Pathos und Kitsch mitbringt, sollte um “Gunship” lieber einen weiten Bogen machen. Aber dieser sei gewarnt, den er verpasst ein Highlight des Jahres in puncto Synthie-Pop.

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