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Years And Years – Communion

Alljährlich zu Beginn der heißen Tage ist es wieder soweit: Aus den Boxen jeder zweiten Textil-Kaschemme hierzulande geben sich sommerlich aufplusternde Synthie-Vibes die Klinke in die Hand. Während Made-in-Bangladesh-Shirts und Dreiviertel-Cargos aus China kaufwütigen Teens und Twens die Köpfe verdrehen, flirren wabernde Fahrstuhl-Sounds in der Luft umher. Man hört Pop in Reinkultur. Keine Ecken, keine Kanten: nur Klänge, die beim Gang zur Kasse hypnotisieren sollen.

Auch Songs wie “Take Shelter”, “Shine” oder “King” werden sich dieser Tage ihren Weg durch zahlreiche Boutiquen-Gänge bahnen. Und ihre Urheber – drei junge Briten, die unter dem Years & Years-Banner den Elektro-Pop 2.0 predigen – werden sich dabei ins Fäustchen lachen. Warum? Ganz einfach. Mit derartigen Songs kriegt man sie nämlich fast alle: Die Ladenbesitzer, die Kunden und all die draußen an den Badeseen hockenden Sommerhungrigen, die bei 30 Grad im Schatten einfach nur berieselt werden wollen.

Der eine oder andere Musik-zum-Nebenbeihören-Allergiker schlägt hingegen die Hände vors Gesicht. Leblose Beats treffen auf lieblos Arrangiertes aus der Retorte: Viel mehr präsentiert sich nicht auf dem Debüt der drei hochgelobten britischen Synth-Pop-Newcomer, denen zu Beginn des Jahres bereits die BBC-Soundlist-Verantwortlichen zu Füßen lagen.

Verfeinert mit in Hall getränkten Vocals aus der Allerweltsschatulle versucht sich das Years & Years-Debüt an einer musikalischen Schnittstelle zwischen Kitsch und Kunst. Der Brückenschlag geht jedoch nach hinten los. Egal ob mit House garniert (“Desire”), mit R’n’B aufgepeppt (“Worship”) oder in Richtung Schlafzimmer schielend (“Eyes Shut”, “Without”): Hier hinterlässt jeder Spagat schmerzverzerrte Gesichter. Es sei denn, man fährt gerne Fahrstuhl. Dann sind die Muskeln und Bänder dehnungsfähiger als ein Gummiseil. Und schmerzen tut schon gar nichts. Aber es bleibt eben auch nichts haften. Egal? Dann viel Spaß hiermit.

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