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Briana Marela – All Around Us

Mädchenmusik-Alarm. Der Duktus dieses Terminus ist nicht pejorativ gemeint, es ist einfach so: Briana Marelas zweites Album ist dermaßen zart, feminisiert und blumig-sphärisch, dass schon eine Menge zusammenkommen muss, um die rund 43 Minuten eines Album wie „All Around Us“ als Dude in voller Länge anzuhören. Doch im Gegensatz zu Marelas klanglichen Schwestern oder Vorbildern wie Joana Newsom oder Björk, kommt hier nicht zusammen was zusammen kommen muss, um diese Penetration der Zartheit durchzustehen.

Dabei geht es eigentlich recht hoffnungsvoll los. Die aus Seattle stammende Bardin startete vor einigen Jahren eine Kickstarter-Kampagne, scheffelte 4000 Dollar, Euro oder Taler zusammen, und konnte ihr gesetztes Ziel in die Tat umsetzen: Im märchenhaften Island ihr zweites Album aufzunehmen, mit Hilfe von Alex Somers, natürlich, ein Kompagnon und Produzent des ein oder anderen entrückten Sigur Rós-Moments. Die Referenz im Koordinatensystem des zweiten Marela-Albums durfte nicht fehlen.

Und in der Tat atmet, versprüht und lebt „All Around Us“ diesen einmaligen Flecken Erde in seinem Sound. Leider verschießt Marela ihr kreatives Pulver recht schnell nach bereits ein paar Songs, wiederholen sich doch im zunehmenden Verlauf Motive, Gesangsstrukturen und wissen die gehauchten Melodien nicht mehr betörend zu wirken. Hinzu kommt ein ernstes Problem: Lyrisch packt Marela die schlimmstmögliche Mädchen-Kitsch-Schublade aus, die man sich vorstellen kann. Da wird von „freedom for my soul“ gesäuselt, erklingen „I just need a friend tonight“-Stoßgebete und „if you love me say it now”-Geflüster, sonst wirst du bei mir nicht landen, denn ich bin ein Mädchen und warte auf meinen Prinzen.

Da wiegt im Grunde nur halb so schlimm, dass Marela auf zu flagrante Weise Björks schräge Gesangskunst zu imitieren sucht und dabei aber so zart wie ein Mauerblümchen bleibt. Es ist schon schwer genug, heutzutage Musik zu erschaffen, die arm und bisweilen vollkommen frei von Rhythmik ist. Zu stark ist reine Melodiemusik mit längst vergangenen Zeiten assoziiert, mit dem Mittelalter, oder besser mit dem, was der heutige Mensch daraus macht, der leicht spinnerten Sagenwelt aus Elfen, Feen, Zauberern und blumig-hügeligen Landschaften. Briana Marelas Vehemenz hält sogar eine Pusteblume stand – das ist zuviel für mich als Dude.

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