Deichkind wollten immer anders sein. Die im Jahr 1997 in Hamburg gegründete Hip-Hop- und Elektro-Punk-Formation hatte den Plan, sich stets musikalisch zu verändern. Es sollte keine Schubladen und keine langfristigen Entwicklungsszenarien geben. Eine ganze Weile fuhren die Hanseaten damit auch auf Kurs. Irgendwann war aber Schluss mit lustig. Aus dem einstigen Underground-Kollektiv wurde eine durchgeknallte Mainstream-Maschine, die 24 Stunden am Tag geölt werden wollte.
Dem Lustigsten in der Runde war das aber zu viel. Buddy Buxbaum hatte keine Lust auf Konservenkunst und durchgestylten Alltagstrott. Also zog er die Reißleine. Das ist jetzt knapp sieben Jahre her. Seitdem ist es still geworden um den einstiegen Humorbrocken mit der geilen Frisur. Gefaulenzt hat er aber nicht. Schon gar nicht, was die Musik angeht. Dieser Tage will er es allen beweisen. Buddy Buxbaum ist zurück. Im Gepäck hat er sein Solo-Debütalbum „Unkaputtbar“. Wir sind gespannt, wollen alles wissen und klingeln bei dem gebürtigen Polen durch.
MusikBlog: Hi Buddy. Bei vielen aufstrebenden Musikern geht’s ja neben der musikalischen Entwicklung auch um die Erfüllung des reich-berühmt-und-sexy-Traums. Dir scheint dieser Nebenschauplatz völlig schnuppe zu sein. Als Deichkind so richtig steil gingen, hast du deine Koffer gepackt. Rote Teppiche, dicke Autos und Schampus sind demnach nicht so dein Ding?
Buddy Buxbaum: Das würde ich jetzt so nicht unterschreiben. (lacht) Wir waren ja zum Ende meiner Band-Zeit schon ziemlich gut dabei. Da hatte ich schon auch meinen Spaß. Mein Entschluss, die Band zu verlassen hatte eher musikalische Gründe. Wir wollten ja eigentlich so Beastie Boys-mäßig unseren Stiefel durchziehen. Sprich: jedes Album sollte anders werden. Niemand sollte eine Schublade für uns finden. Das änderte sich aber nach der Veröffentlichung von „Aufstand Im Schlaraffenland“. Danach haben wir über 100 Shows gespielt und dabei gemerkt, dass diese eingeschlagene Psychedelic-Tech-Rap-Richtung bei der Masse richtig derbe ankommt. Die Jungs wollten den Weg dann weiter verfolgen. Ich hingegen hatte keine Lust auf Stillstand. Also hab ich mich verabschiedet.
MusikBlog: Das war im April 2008. Da waren die Fans natürlich erst einmal geschockt. Du gingst aber kurz darauf mit der Message an die Öffentlichkeit, dass du bereits an jeder Menge neuer Musik tüfteln würdest. Dann kam aber irgendwie nichts mehr. Was war los?
Buddy Buxbaum: Ich musste mich letztlich doch erst einmal neu sortieren. So ein Ausstieg geht ja nicht spurlos an einem vorbei.
MusikBlog: Wann genau hat es wieder klick gemacht?
Buddy Buxbaum: Wann genau? Keine Ahnung. Das erste Jahr nach dem Ausstieg habe ich so gut wie gar nichts gemacht. Danach kam es so langsam wieder. Da spürte ich allmählich wieder den Drang in mir, zu musizieren. Irgendwie hatte ich aber keine Lust mehr auf dieses Rampenlicht-Ding. Also machte ich es mir im Background gemütlich. Ich habe für andere produziert und mein persönliches Netzwerk erweitert. So habe ich mich langsam aber kontinuierlich wieder mit dem Business angefreundet. Das war eine ganz entspannte Entwicklung. Kein Druck. Keine Termine. Alles Schritt für Schritt.
MusikBlog: Nun stehst du aber wieder an vorderster Front. Dieser Tage erscheint dein Solo-Debütalbum „Unkaputtbar“. Wie kam es dazu?
Buddy Buxbaum: Irgendwann häuften sich die Auftragsarbeiten. Und plötzlich standen Leute bei mir auf der Matte, die mich fragten, warum ich das ganze Zeug nicht selbst verbrate. Naja, und nun sitze ich hier mit einem eigenen Label, nem Soloalbum und einem musikalischen Stil, den wahrscheinlich keiner von mir erwartet hat. Ziemlich abgefahren. Fühlt sich aber gut an. (lacht)
MusikBlog: Das glaube ich dir. Man hört dem Album an, dass da jemand mit viel Leidenschaft und Herzblut zu Gange war.
Buddy Buxbaum: So sieht’s aus. Da steckt viel Liebe drin. Und das geilste ist: Keiner findet Worte dafür. Genau so habe ich mir das vorgestellt.
MusikBlog: Mich plättet vor allem deine Stimme. Wann hast du eigentlich gemerkt, dass in dir ein richtiges Organ schlummert?
Buddy Buxbaum: Och, das hatte ich schon früher auf dem Schirm. Mit Malte (Malte Pittner, Ex-Deichkind-MC) habe ich zu Deichkind-Zeiten ja schon die meisten Gesangslinien eingesungen. Der hat mich damals schon mit reichlich käsigem Nashville-Country eingedeckt. Das fand ich immer furchtbar. Aber irgendwann habe ich ein Ohr dafür gefunden. Diese ganzen Harmonien, Chöre und Hooks: Das haben die da drüben so richtig krass drauf. Da habe ich mir mit der Zeit viel abgeguckt und das Ganze dann mit ’ner eigenen Note versehen. Bluegrass, Jazz, Rock, Deichkind-Basics: Das ist jetzt der Buddy-Stil.
MusikBlog: Eine krasse Mische. Wird die auch live an den Start gehen?
Buddy Buxbaum: Das ist der Plan. Wir werden wahrscheinlich zum Ende des Jahres hin den einen oder anderen Secret-Gig absolvieren. Und wenn das alles passt und wir ne gute Zeit haben, dann hoffe ich im nächsten Jahr auf ne größere Tour. Das Ganze soll ja nicht im stillen Kämmerlein bleiben.
MusikBlog: Nicht, dass es dir irgendwann wieder aus den Händen gleitet und du wieder abtauchen musst…
Buddy Buxbaum: Die Sorge habe ich nicht. Ich habe ja jetzt alles selbst in der Hand.
MusikBlog: Kontrolle als Schlüssel zur Selbstverwirklichung?
Buddy Buxbaum: Naja, es ist mir schon wichtig, dass ich die Strippen mehr oder weniger alleine ziehe. Ich war über zehn Jahre lang Teil einer Gemeinschaft, in die sich mit der Zeit immer mehr Leute reingeschlichen haben. Da wurden die Wege immer weiter. Da habe ich keinen Nerv mehr für.
MusikBlog: Selbst ist der Mann.
Buddy Buxbaum: Genau. So kann ich am Ende auch niemandem ans Bein pinkeln, wenn es nach hinten losgeht. Muss sich also keiner Sorgen machen. Das mache ich dann mit mir selber aus. (lacht)
MusikBlog: Du wirst wohl eher viel zu feiern haben, wenn man die bisherigen Reaktionen als Maßstab nimmt.
Buddy Buxbaum: Ja, die Welt scheint bereit für den Buddy-Style zu sein. Wir werden sehen. Ich bin auf jeden Fall guter Dinge.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.