Die herrlich charmante Seattler Surf-Noir-Mischpoke La Luz meldet sich nach ihrem prächtigen Doo-Wop-Debüt vor zwei Jahren mit dem Nachfolger „Weirdo Shrine“ zurück. Frontfrau Shana Cleveland trägt wahrscheinlich den „läuft bei mir“-Jutebeutel spazieren, hat sie doch erst im Mai dieses Jahres ein ganz famoses, leise tretendes Lo-Fi-Indie-Folk-Kleinod namens „Oh Man, Cover The Ground“ unter’s Volk gemischt.
Dabei hätte nicht viel gefehlt und weder Shana Cleveland (Gitarre), noch Marian Li Pino (Schlagzeug), Alice Sandahl (Keyboard) oder Lena Simon (Bass) würden heute die noch eher kleinen Bühnen dieser Welt bespielen (im Herbst auch die unseren). Ende 2013 hatten La Luz auf Tour einen Horrorunfall mit Totalschaden, Equipmentverlust und Verletzungen.
Dem Tod von der Schippe gesprungen, steht das Zweitwerk, nicht gänzlich unüberraschenderweise, diesem lyrisch sehr nahe. Und unter der hübsch zurückhaltenden Produktionstätigkeit von Rock’n’Roll-Tausendsassa Ty Segall gibt es auf „Weirdo Shrine“ diesmal noch mehr reverb, noch mehr fuzz und noch mehr doo-wop.
Kennt das Debüt der Seattler Power-Ladies noch viele Momente, in denen das klassische Surf-Gitarren-Solo das Zentrum des Refrains und damit Songs beherrscht, will „Weirdo Shrine“ weniger rockhaft, sondern eher fuzzy und dreamy daherkommen. La Luz’ Interpretation von Dream-Pop, wenn man so will. Die charmant bezirzenden, steten uh’s und ah’s hypnotisieren mich ohnehin sofort auf das Hawaii, auf dem ich nie gewesen bin, und versetzen mich in einen Contenance-Modus, der grundsätzlich alle Fünf gerade sein lassen will.
Am märchenhaftesten geht es im ersten Teil zu: „You Disappear“, „With Davey“, „Don’t Wanna Be Anywhere Else“ sind alles klasse Nummern, die aber entdeckt werden wollen und sich weder aufdrängen noch anbiedern. Einzig gegen Ende scheint den souveränen Fräuleins um Shana Cleveland ein wenig die Puste auszugehen. Aber da ist die Sonne auch längst hinter dem pazifischen Horizont meiner hawaiianischen Phantasiebucht ohne Wellengang und Haigefahr untergegangen, und niemand konnte sehen, wie ich zu den Sounds von La Luz und mit Dosenbier bewaffnet stundenlang im Mondschein Aloha-Tanz-Moves auf einem Kindersurfbrett vollführte.