Kaum zu glauben, aber wahr: Metric gibt es nun auch schon seit siebzehn Jahren, eine lange Zeit im kurzlebigen, hype-versessenen Popgeschäft. Seit ihrer Gründung befasst sich die Band um Sängerin und Keyboarderin Emily Haines (die übrigens wie so manch andere kanadische Indie-Stars ihre Laufbahn bei Broken Social Scene begann) mit der Position des Individuums in einer mehr und mehr technisierten Welt – Albumtitel wie „Old World Underground, Where Are You Now“ (2003) oder unlängst „Synthetica“ (2012) sprachen Bände.
Auch mit ihrem neuen Album „Pagans In Vegas“ loten Metric dieses Spannungsfeld aus, vor allem musikalisch: noch stärker als früher baut die Band auf den Kontrast, respektive das Zusammenspiel von Gitarren- und Syntheszierklängen – mit deutlichem Schwerpunkt auf den Synthies.
Die Lyrics handeln von Alltagsbedrängnissen einerseits (z.B. „Fortunes“), an anderer Stelle dreht Emily Haines das ganz große philosophische Rad, was sich in Stücken wie „Other Side“ oder „The Governess“ besonders deutlich zeigt.
In Kombination mit Haines‘ heller Stimme fühlt man sich an Achtzigerjahre-Elektropop britischer Provenienz erinnert, der ja auch die essentiellen Dinge des Daseins verhandelte – und nicht selten denkt man an die erfolgreichste britische Synthieband überhaupt: Depeche Mode-Harmonien standen unüberhörbar Pate bei einigen Songs auf „Pagans In Vegas“, zum Beispiel beim Opener „Lie Lie Lie“ oder beim knackigen, tanzbaren „Too Bad, So Sad“.
Auch das getragene, melancholische „For Kicks“ trägt Depeche Mode-Spuren. Was kein Manko ist, im Gegenteil, offenbaren Metric doch so ganz unmissverständlich ihre populäre Ader. Man muss an dieser Stelle natürlich hervorheben, dass Metric kein Depeche-Mode-Rip-Off sind. In ihrer langen gemeinsamen Geschichte hat die Truppe aus Toronto einen klaren, eigenständigen Stil entwickelt, der einen gewissen Spielraum erlaubt und zulässt. Songs wie das eingängige, verführerische „Blind Valentine“ oder auch das spielerische „The Shade“ sind sehr typische Metric-Tracks, die auch auf älteren Alben hätten erscheinen können.
Metric sind weder die Ersten noch die Einzigen, die sich im Sound-Fundus der stilprägenden Achtzigerjahre bedienen. Interessant wird es künftig sein, wie Metric ihr eigenes Erbe mit der Pophistorie verknüpfen.