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PiL – What The World Needs Now

Es gibt Dinge die ändern sich zum Glück nie. Zum Beispiel John Lydon`s Zorn auf Royales und Etabliertes. Der fast 60-jährige, für den Frührente und Altersteilzeit Begriffe aus dem Jenseits sind, ist schließlich auch 38 Jahre nach „God Save The Queen“ immer noch davon überzeugt, dass der Buckingham Palast sich wegen seiner königlichen Weltfremdheit bei ihm entschuldigen muss und zwar, obwohl er durch das Empire mit dem Einsatz von „Pretty Vacant“ während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London offiziell ins britische Kulturgut übernommen wurde.

Schon 2012 stellte Lydon auf der Reunion-Platte  „This Is PiL“ klar, dass  weiter mit ihm, seinen musikalischen Mitstreitern Robert Edmonds (Gitarre), Scott Firth Bass) und Bruce Smith (Drums) sowie seinen bissigen Kommentaren auf das Zeitgeschehen zu rechnen ist. Nach seiner kürzlich veröffentlichten Autobiographie „Anger Is An Energy“ gibt es jetzt 11 neue Tracks von ihm und seiner Band. „What The World Needs Now“ heißt die Platte, und ob es die neuen Songs an sich oder die Klarstellung der gesellschaftlicher Sachverhalte aus der Perspektive eines ewig Wütenden sind, die hier zur Genesung der Welt beitragen wollen, bleibt dem Hörer überlassen.

Musikalisch sind natürlich von ihm und seiner Band keine signifikanten Richtungswechsel zu erwarten, womit wir aber wieder bei „zum Glück ändern sich manche Dinge nie“  wären, denn die zwar etwas aus der Zeit gefallene Mischung aus Wave, Rock`n Roll und Punk packt auch nach Jahrzehnten kräftig zu und schüttelt ordentlich durch. Der einst von Jah Wobble installierte Dub-Bass wummert mit beharrlicher Trotzigkeit über die Stücke, die Rock-Gitarren kreischen, die Schießbude scheppert und über alles erhebt sich die schneidende Stimme des Frontmanns.

Sein Organ kreischt, leidet, meckert, stottert ein Silben-Stakkato, akzentuiert sein markantes „r“ und verfasst über die Platte verteilt eine Art eigene Regierungserklärung – kaum zu glauben dass dieser Mensch einmal Werbespots für Butter gemacht hat. Der “hilf-dir-selbst-sonst-hilft-dir-keiner”-Song „Double Trouble“ startet als Opener mit ordentlich Druck und stellt klar, dass dieses Album kein Griff ins besungene Klo ist.

Von der galligen Abrechnung in „C`Est La Vie“ über das böse Goodbye-Stück „Know Now“ und dem nach der Pin-Up Ikone benannten „Betty Page“ über die prüde Porno-Weltmacht Amerika bis zur hymnischen Endzeit-Nummer „Big Blue Sky“- wo PiL draufsteht, ist auch PiL drin. Am besten zu hören auf „Spice Of Choice“, welches mit nerviger Eingängigkeit dem Hit „This Is Not A Love Song“ am nächsten kommt. Aber auch im fast poppigen „The One“ oder dem funkigen „I`m Not Satisfied“ bleiben die Urheber der Musik leicht erkennbar.

Zum Schluss singt Lydon in „Shoom“: „What the world needs now, is another fuck off! “.  Wenn das so ist, dann haben Public Image Ltd. ihre Hausaufgaben gemacht und wieder ein lärmiges, mitreißendes Zeichen gegen das korrupte Establishment gesetzt.

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