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PiL – End Of World

Dräuende Gesänge vor einer stürmischen Soundkulisse verpassen „Penge“, dem Einsteiger in die neue PiL-Platte “End Of World”, ein maritimes Nordmann-Flair. Johnny Rotten charakterisierte die Aura des Songs als „mittelalterliches Wikingerepos“, im Verlauf der neuen Aufnahmen wird schnell klar, dass hier eine der einflussreichsten Bands der Post-Punk-Ära alles andere als gewillt ist, das Sommerloch mit Seefahrerromantik zuzuschütten.

Die Empfehlungen von „What The World Needs Now“ vor acht Jahren waren für die Befriedung des Planeten wenig hilfreich, auf „End Of World“ steuern Public Image Ltd. nun zumindest mit den schleppenden Drums und den schneidenden Riffs musikalisch-dysphorisch ihren Teil zum globalen Niedergang bei.

„In the night I have the moon and in the day I have the sun/ but in between I have to run…“ singt die frühere Sex-Pistols-Ikone im schleichenden „Strange”. Davonlaufen wäre aber die letzte Option für den 66-Jährigen.

Ohne jede Spur von Altersmilde gilt es, sich an den gesellschaftlichen Verhältnissen samt ihrer demagogischer Umtriebe – „Being Stupid Again“ – abzuarbeiten, bleibt seine Stimme dabei voll von ewig jungem Zorn.

Beginnend im Schatten der 2018er Tour zum 40-jährigen Dienstjubiläum entstanden laut dem Protagonisten im eigenen Think Tank ihre 13 besten Tracks überhaupt, sind die  Nummern der 11. Album-Veröffentlichung auf jeden Fall in der Lage, als Blaupause für angehende Alternative-Rock-Schaffende zu dienen.

Die langjährig stabile Besetzung mit Lu Edmonds (The Damned), Scott Firth (u.a. für Elvis Costello aktiv) und Bruce Smith (The Slits) hat sich weiter synchronisiert, so fügt die gestandene Crew aus ihrem umfangreichen Schaffensfundus ein dynamisches Werk im zeitgemäßen Best-Of-PiL-Sound zusammen.

Der hibbelige Bass von „Car Chase“, der heftige Funk-Flirt von „Walls“, der latent psychopathische Auftritt von „Pretty Awful“ und der experimentelle Stil-Clash „Dirty Murky Delight“ sind dabei kategorisch so wenig dingfest zu machen wie das energische „The Do That“ oder der harte Groove auf der „North West Passage“.

Gewidmet sind die Aufnahmen Johnny Rottens im April verstorbener Frau Nora. Und selbst, wenn der primäre Erinnerungs-Track den irischen Vorausscheid für den diesjährigen ESC nicht als Sieger verließ, ist die Hommage an die Liebe zu ihr jeder Welle, die an den Strand von „Hawaii“ spült, anzuhören.

Mit „End Of World“ haben PiL ihrer Diskografie ein kraftvolles Spätwerk hinzugefügt.

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