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Wanda – Bussi

Wenn es Gewinner der diesjährigen Festival Saison gibt sind das neben AnnenMayKantereit zweifellos Wanda, da drängt es sich auf, am Ende der Open-Air Zeit ein neues Album an den Start zu bringen.

Die meisten Stücke von „Bussi“ waren zeitgleich mit denen von „Amore“ fertig (Ausnahmen: „Mona Lisa Von Der Lobau“ und „Alarm!“), man wollte jedoch nicht anmaßend sein und als Newcomer mit einem Doppelalbum debütieren. Zwar konnte niemand ahnen, wie heftig Album Nummer eins einschlägt, aber die Geschichte mit dem besonderen Druck beim Zweitwerk hat sich damit praktisch erledigt.

Rasant war die Entwicklung der Männer um ihren charismatischen Leader Michael Marco Wanda seit im letzten Oktober ihr rumpelnd-punkiger Erstling erschien. Es folgten Amadeus Nominierungen (der österreichische Echo wurde in 2 Kategorien gewonnen), die Wiederauferstehung des Austro-Pop (wozu auch Bilderbuch beitrugen) wurde gefeiert, dazu über 100 Konzerte – ob als Support von Kraftklub oder auf den Festivalbühnen des Sommers – Wanda haben einen schweren Eindruck hinterlassen.

Kein Jahr nach „Amore“ finden sich Herr Wanda und seine Kollegen Manuel Christoph Poppe, Christian Hummer, Reinhold Weber und Lukas Hasitschk auf dem Major Vertigo Berlin wieder und sind jetzt Label- Kollegen von Tocotronic und Lana Del Rey. Was natürlich nicht automatisch gleichbedeutend mit Knebelvertrag und dem Ablegen künstlerischer Freiheit ist, sondern die eigenen Entfaltungsmöglichkeiten mit einen soliden Background im Rücken größer werden lässt.

So haben die Wiener die Power ihres Debuts auf den Nachfolger transferiert, der rotzige Vortrag, die unterschwellige Arroganz (der diesbezüglich unerreichte Falco hätte seine Freude), die große Melodie, das Besäufnis immer in Sichtweite und dazu ein Schmäh, dem man sich nicht entziehen kann.

Eine Nuance anders klingt die neue Platte, etwas morbider, ganz so, als würde der Alkohol allein zur Betäubung nicht mehr genügen. War auf dem Vorgänger der Trinker-Hit „Ich will Schnaps“ tendenziell noch eine fröhliche Rauschbeschreibung, wird jetzt zwischen den Zeilen darauf hingewiesen, dass der exzessive  Genuss nicht unkritisch hinzunehmen ist. Wenn in  der schlagerhaft leichten ersten Single „Bussi Baby“ aus dem abstürzenden Kinderwagen im dazugehörigen Video keine Puppe fällt, sondern eine Batterie von Flaschen mit hochprozentigen Inhalt, geht es in diesem Lied nicht nur um die Volksdroge Nr.1.

Der Sound der Platte ist beim Abmischen minimal basslastiger geworden, die Keyboards  klingen etwas voller, meist bewegen sich die Tracks im Tempo-Mittelfeld, ohne einen Ausreißer nach oben. Einige der neuen Stücke sind schon aus den Live-Auftritten bekannt, der krachlederne Opener „1, 2, 3, 4“ zum Beispiel, den das Publikum getrennt nach Jungs und Mädchen mitgesungen hat und zu Beginn von „Ich bin ein trauriger europäischer Geist“ spricht – als hätte der Frontmann schon vor einem Jahr beim Texten geahnt, was auf dem Kontinent bald abgeht.

Auch das sehnsüchtige „Meine Beiden Schwestern“, welches früh das heimliche Album-Highlight markiert, kennt man aus den Konzerten. Thematisch stehen weiterhin die großen Themen des Lebens auf der Agenda, singt Wanda über Trennungsschmerz („Nimm Sie Wenn Du`s Brauchst“) oder Selbstüberschätzung („Andi Und Die Spanischen Frauen“), beherrscht aber auch das Feld der Melancholie („Gib Mir Alles“).

„Amore“ und „Bussi“ sind wie Bruder und Schwester, deren Stücke oft übereinander passen wie Song-Memory Karten und klar ist: die Wandamania geht weiter und Platte Nummer drei ist auch schon in der Röhre.

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