Mit einer goldenen, schnabelförmigen und venezianisch anmutenden Maske tritt der DJ und Produzent Claptone aus Berlin bereits seit 2012 auf. Anscheinend sieht er durch die schmalen Schlitze immer noch genug, um bei seinen Live-Mixes (seine Reihe heißt “Clapcast”) nichts falsch zu machen. Die liefen bisher jedenfalls immer mehr als glatt und sogar für den BBC stand er bereits mit Maske hinter den Plattentellern.

Damit steht Claptone in der Tradition der Electro-Acts, die den Reiz entdeckt haben, inkognito zu performen. Das wären unter anderem deadmau5, (gelegentlich) Aphex Twin und selbstverständlich die ewigen Helmträger von Daft Punk. Für alle gilt: Die Gesichtsverdeckung sorgt nicht nur für mehr Anonymität, sondern macht den Act natürlich gleich um einiges interessanter. Mit dem Studiodebüt „Charmer“ kommt für Claptone nun aber erst einmal die Hype-Bewährungsprobe.

Er selbst hält im wahrsten Sinne des Wortes den Schnabel und hat stattdessen einige bekannte Stimmen für die Vocals verpflichtet. Auf der Gästeliste stehen beispielsweise Jaw, Peter Bjorn & John sowie Young Galaxy. Obwohl der Großteil der Features eigentlich eher aus dem Indie-Rock stammt, produziert Claptone konsequent im Track-Format. Wirkliche Strophen sucht man auf dem Album fast vergeblich. Der Fokus liegt auf repetitiven Gesangsaufnahmen, die von Claptone auf eingängige Beats gelegt werden.

Das funktioniert auf der Vorab-Single „Ghosts“ dank der markanten Stimme von Alec Ounsworth (Clap Your Hands Say Yeah) und einer simplen Akustikgitarre mit südländischem Touch erstaunlich gut. Auch “Puppet Theatre” hat einen cleveren Piano-Loop und vor allem „Heartbeat“ und „Your Body (In The Rain)“, in denen die Deep House-Leidenschaft von Claptone deutlich zu erkennen ist, dürften zu den Highlights des Albums gehören.

Das traut sich letzten Ende aber doch zu wenig. Einen Riecher für kurzweilige Hits und Radiokompatibilität hat der DJ, der bereits Remix-Bastelaufträge für Metronomy und die Pet Shop Boys entgegennahm, ganz gewiss. Doch auf Albumlänge wirkt „Charmer“ mit seiner monotonen Klatschbeat-Struktur recht schnell zu eindimensional und glatt. Eventuell hat Claptone schon zu sehr an die Übergänge seiner Live-Sets gedacht, die im Idealfall natürlich kaum auffallen sollen.

So gesehen wäre auch verständlich, warum das Tempo nahezu identisch bleibt. Während Disclosure gerade erneut unter Beweis stellen, wie spannend und virtuos man Soulpop mit Detroit House verbinden kann, verliert sich Claptone phasenweise eher in gefälligem Indietronic. Im Gegensatz zum Classixx-Debüt oder der letzten Tensnake-LP klingt das leider eher unspektakulär.

Auf der anderen Seite ist es dem Gold-Schnabel durchaus hoch anzurechnen, dass seine in der Regel 120 BPM-schnellen Tracks nie nach überproduzierter Elektro-Kirmes klingen. Eine Tendenz, die sich in letzter Zeit eher bei seinem DJ-Kollegen The Magician bemerkbar macht, mit dessen Sound er gelegentlich verglichen wird. Claptone denkt aber deutlich reduzierter und schafft es zum Teil auch, melancholische Nuancen in seine Produktionen einzubauen.

Der Sound auf “Charmer” ist angenehm unaufdringlich und insbesondere für ein Debüt bereits extrem stilsicher geworden. Nur eben ein wenig zu standardisiert und ungelenkig. Allerdings darf Claptone ja auch gar nicht zu viel Bewegung wagen. Sonst wäre schliesslich sein Konzept gefährdet. Am Ende könnte noch die Maske runterfallen.

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