Diskurs-Pop ist nicht nur Sache von etablierten Genre-Vertretern, die Seismographen verzeichnen diesbezüglich zunehmend Ausschläge im Nachwuchsbereich. So konnten Der Ringer oder Leo hört Rauschen diesbezüglich in der abgelaufenen Festival-Saison bereits punkten, jetzt schlagen U3000 auf ihrem Debut „Wir haben Euch Belogen“ in diese Kerbe.

Die Karriere der nach einen Rummelplatz-Fahrgeschäft benannten, aus Anska Rot, Nathan Juno, Mika Amsterdam und Hannes Wesendonk bestehenden, Band kommt seit ihrer im letzten Jahr erschienenen, mit Patrik Majer (Lemonbabies, Wir sind Helden) produzierten, Single „Niemals“ richtig in Schwung. Dieser Hybrid aus Madsen und Fotos hatte das Zeug zum Ohrwurm, eine entsprechend gute Presse, bescherte einen Auftritt bei TV Noir und eine umfassende Förderung durch FLUX FM.

Auch das folgende „Galaxie (Ich Werd Mich Nie Gegen Liebe Wehr`n)“ avancierte zum kleinen Hit, beide Stücke sind natürlich auch auf ihrem Erstling vertreten.

Die Formation gibt es jedoch schon länger, man kennt sich zum Teil seit der Jugend und der Bezug zur Musik hat durch die Ausbildung an entsprechenden Hochschulen eine solide Basis. Praktisch ausprobiert wurde das in verschiedenen Projekten, u.a. bei Ruby Baby aus Hannover.

Es formte sich U3000, die dann bereits von Clueso oder Cäthe auf die Bühne gebeten wurden. Die in dieser Zeit als Eigenproduktion entstandene 4-Track Demo EP ist inzwischen verbannt, vermutlich wird sie als Jugendsünde in die Band-Historie eingehen.

Anfang 2015 öffnete sich der Slot zur Zusammenarbeit mit ihrem Wunschproduzenten Majer erneut, es begann eine 23-wöchige Produktionsphase im Studio von Freudenhaus Recordings, an deren Ende jetzt ein 12 Tracks umfassendes Album steht.

Das was dort zu hören ist klingt nicht unbedingt neu, die halligen Gitarren, die prickelnden Synthies, das scheppernde Schlagzeug oder den lebendigen Bass hat man so in den letzten Jahren nicht nur einmal gehört. Was macht dann U3000 unverwechselbar?

Vielleicht sind es die Texte, die aus kleinen Anlässen ganz große Themen generieren, wie es in „Teil Mit Mir“ geschieht, vielleicht ist es der zweistimmige Gesang von „Niemals“, vielleicht aber ihr Credo „Wir wollen um jeden Preis anders klingen, als alle gerade um uns herum“, mit dem die vier Musiker an ihrem Sound feilen, auch wenn ihnen das über das Album hinweg nicht flächendeckend gelingt.

Die Stücke eint die Tendenz zur tanzbaren Indie-Nummer, die durch ihre Textlastigkeit nie ins Belanglose abgleiten und darüber hinaus eine rotzig-coole Note in sich tragen. Wenn man „Mädchen, Tanz Mit Mir“ eventuell noch eine Nähe zum Befindlichkeits-Pop unterstellen könnte, entfachen die Wahl-Berliner in vielen Momenten der 45 Minuten langen Platte einen überzeugenden Mix aus Shoegaze-Gitarren und Keyboard-Perlen, der im Kontext zur Feinsinnigkeit der Lyrics steht.

Dabei beherrschen sie nicht nur flotte Nummern wie das blubbernde, freibad-inspirierte „Gewinner“ mit seiner Synthie-Trompete, sondern auch die Ballade, bestes Beispiel hierfür das gleißende Stück „Sonne“.

Wenn mit Möwen und Wellenrauschen das Album-Highlight „Odyssee Im Weltraum“ die Platte schließt, bleibt festzustellen, dass den Jungs ein souveränes Debut gelungen ist. Es reicht zwar noch nicht als Einsatz „Um Die Welt“ zu spielen, die durchstartende Band wird die noch vorhandene Luft nach oben aber bald ausfüllen.

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