Neue Noise-Attacke aus Dänemark. Kein Jahr nach dem ersten, selbst betitelten Album folgt der nächste Streich des Kopenhagener Trios LSD On CIA. Wie auf dem hibbeligen Vorgänger zerren die Stadt-Nachbarn von Iceage auch diesmal wieder an den Ketten der Rock-Historie. Dabei vereinen sie alles, was ihnen in den Weg kommt zu einer explosiven Mischung aus Krach, Melodie und Energie, die zu kantig ist, um in eine Schublade zu passen.
Ihre rotzige Unbekümmertheit hat im Verlauf der letzten Monate nicht gelitten, auch die ungezügelte Spiellust, das geordnete Chaos aus fetten Hooks, eingängigen Passagen und Punk-Attitüde ist nicht abhanden gekommen. Dennoch klingen die Songs des Nachfolgers musikalisch eine Spur sortierter, die Band hat sich weiterentwickelt, die Disharmonien sind weniger Songgerüst, eher Stilmittel geworden.
Adäquat zum Vorgänger ist, dass keine Zeit für einen retrograden Blick verschwendet wird, die drei kennen nur eine Richtung und die liegt vor ihnen. Beim kompromißlosen Umsetzen der eigenen Vorstellung von Lärm erscheint es fast logisch, dass die Musiker mit dem Ergebnis der Abmisch-Arbeiten der in einer 2-wöchigen Session in einem polnischen Studio eingespielten Tracks durch das Kopenhagener Grapehouse-Studio nicht zufrieden waren. Letztlich legten sie selber Hand an das Mischpult, um den Songs den richtigen Schliff zu verpassen.
Erste Ergebnisse gab es mit „Assault“ bereits vorab zu hören. Zwischen den fiebrigen Drums von Troels Dankert, dem wummernden Bass von Piotro Fronklo und den Quietsch-Tiraden der Gitarre von Mikkel Konyher mischen sich in den Stakkato-haften Gesang des Letztgenannten harmonische Passagen, die die ganze Platte begleiten werden. Die Instrumente agieren auf Augenhöhe, spornen sich hörbar zu Höchstleistungen an.
Zwischen donnernden Postrock-Riffs bitten die Herren in „Waltz In The Symmetrie“ in bester Alice In Chains Manier Grunge-Elemente zum Tanz oder plündern in „Heat Wave“ die Math-Rock Materie. Der Bass zupft in „Lava Lamps“ eine „Renegades Of Funk“ Andachts-Line, „Driver“ und „Deathpop“ taumeln hart am Rand der Rock-Oper im Sinne von Muse herum, alles durchzogen von unablässigen Takt-und Rhythmus Wechsel, beim Hören nicht unanstrengend, aber nachhaltig wirksam.
Die Kollegen können aber auch anders: für ihre Verhältnisse ist „Inner Animal“ beinahe schon smooth und auch das bis auf sein Finale sanft gebremste „Fall In Place“ zeigt, dass ihre Interpretation zeitgenössischer Rockmusik keineswegs nur im Voll-auf-die-Zwölf Modus abläuft. Ein klein wenig hat der Charme des Unfertigen im Vergleich zum Erstling gelitten, trotzdem rasen die Nummern weiter wild und störrisch wie eine Achterbahnfahrt durch die Boxen. Die Stücke von „Celestial Bodies“ bleiben sicher als Ohrwurm auch außerhalb von Alternative-Dancefloor oder Bloc-Party im Szeneviertel hängen.
Klasse Platte, nicht nur für diejenigen, deren Lautstärkeregler sich meistens im letzten Drittel befindet. Die als fulminanter Live-Act bekannten Skandinavier touren im Januar präsentiert von MusikBlog durch Deutschland. Sollte man sich nicht entgehen lassen.