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Your Friend – Gumption

Die Natur schlägt zurück. Nicht immer. Aber auf jedem Fall im Debüt von Taryn Miller, die als Your Friend 2014 eine EP mit nahezu makellosen Lofi-Gitarren rausbrachte. Was da noch leicht ruppig klang, ist auf „Gumption“ allerdings warmen Field Recordings gewichen, die Miller auf ihren Konzertreisen aufgenommen hat. Auf Tour war ihr Projekt unter anderem mit Courtney Barnett. Doch diese Erfahrungen scheinen sie herzlich wenig beeinflusst zu haben, denn von Indie-Rock fehlt hier jede Spur.

Nach dem mit säuselnder Electronica experimentierenden Opener „Heathering“, legt Miller in Sachen eleganter Komposition direkt im Anschluss noch eine Schippe drauf. „Come Back From It“ klingt wie Beach House in ihren besten Momenten: Sanft, aber druckvoll, verträumt und gleichzeitig entschieden. Bestechender Dream-Pop, der von einem Interlude abgelöst wird, in dem man Wasser plätschern hört. In die Klanginstallation drängen dann langsam die ersten Takte vom nächsten Highlight. In „Desired Things“ präsentiert sich Miller mit einer Stimmopulenz, die sie bisher immer nur angedeutet hat.

Nicht, dass die Koordinaten der EP „Jekyll/Hyde“ nicht mehr gelten würden. Doch zunehmend gewinnt man den Eindruck, dass Miller sich durch die Mithilfe von Produzent Nicolas Vernhes nun endlich traut, den Songs mehr Raum zuzugestehen. Und der wird vor allem mit viel Hall und Rauch gefüllt. Dem Akustik-Vakuum wird eine Absage erteilt. Ganz ähnlich ist Vernhes bereits 2013 (ebenfalls in Brooklyn) bei The War On Drugs vorgegangen, was auf deren Album „Lost In The Dream“ zu den epischsten Rockstücken der Bandkarriere führte.

Das dürften bei Miller bisher der in Relation zum restlichen Material nahezu impulsive Titeltrack des Albums sein sowie der mäandernde Shoegaze auf „Who Will I Be In The Morning“, der die Platte sphärisch beendet. Julia Holter könnte neidisch sein auf diese glasklare Stimme, die sich hier leise, aber sicher ihren Weg durch Noise und ein echohaftes Flöten-Feedback bahnt.

Überraschenderweise schwächelt gerade die Nummer, in der Dave Harrington (Ex-Darkside) die Gitarre bedient. Ein kompositorischer Fehlgriff ist „I Turned In“ aber trotzdem nicht. Auch in dieser schläfrigen Kulisse verstecken sich liebesvolle Sounddetails.

Einige Geschmäcker werden diese Aufnahmen sicherlich als ermüdend empfinden. Tatsächlich stoßen sich die Arrangements nur wenig voneinander ab. Doch das tut der Magie von „Gumption“ keinen Abbruch. Man könnte meinen, dass die Songs vor sich her plätschern wie der vorhersehbare Strom eines Baches. Doch in jenem befinden sich mehr gefährliche Strudelstellen als anfangs noch vermutet. In jeder Wasserbiegung stecken unzählige Klangnuancen und das macht den “Acoustic Electronica” von Miller doch noch zu einem echten Abenteuer.

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