“Meet The Humans”, das dritte Solo-Album Steve Mason, Ex-Sängers von The Beta Band erweckt ein Gefühl transformativer Erneuerung. Die neue Platte von Mason ist die wohl extensivste in der Reihe seiner zahlreichen musikalischen Ergüsse. Elf ganz persönliche Geschichten bilden ein homogenes Ganzes, scheinen wie Puzzlestücke in etwas Positives zusammengefügt zu werden und bedienen dabei ein breites Spektrum.
Mit “Meet The Humans” hat Mason ein neues eklektisches Stück geschaffen, das trotz der Lobhudelei erst nach Bewältigung des halben Albums mit halbguten Songs von “Water Bored” über “Alright” bis “Another Day” funktioniert.
Nach der Halbzeit dann dürfen wir musikalischen Tiefgang erwarten. “Run Away”, Song Nummer fünf, bringt den sehnsüchtig erwarteten frischen Wind in die laue Brise. Nach mehr als 15 Jahren Erfahrung an der Musikfront lauschen wir einem bemerkenswerten Facettenreichtum.
Abzüge in der B-Note: Die ersehnte zweite Halbzeit lässt zu lange auf sich warten und die melancholische Prise ist zu viel des Guten. Trotzdem sind es sieben Songs, die mit ihrer Dezentheit und ihrem doch universellen Charakter trumpfen können. Auf letzter Strecke vermag die Nachspielzeit dann doch noch zu überzeugen und uns mit “Meet The Humans” auszusöhnen.
Geduld muss man mitbringen, um die Unmittelbarkeit und Wärme von Masons Texten für sich greifbar zu machen. Mason greift die wichtigen Themen des Lebens an: das Selbst, die Unbeständigkeit und doch der stete Wandel zum Besseren, das Gute im Menschen, die Freude an diesem Ganzen, genannt Leben.
Steve Mason ist rastlos, seine Musik schon immer von einer gewissen Mysthizität geprägt. Mason ist ein Wandler zwischen den Formen, er experimentiert mit den Stilen, vermischt sie und formt doch immer eine Art von positiver Monotonie. Lieder wie “Run Away”, “Hardly Go Through” und “Through My Window” wurden mit geringer musikalischer Begleitung und gedämpfter Stimme aufgenommen, während “Planet Sizes” und “Like Water” von vergleichsweise schweren Melodien getragen werden. Zum Abschluss gibt es dann noch einmal viel Tamtam um die Ohren. “Words In My Head” holt uns da ab, wo die Enttäuschung von der ersten Halbzeit groß war.
“Meet The Humans” ist der ganze Schwung des menschlichen Daseins, groß und voller Liebe, Hoffnung und ein bisschen Freude. Masons beste Momente sind die, wo seine Liebe für Electronica an die Oberfläche tritt und für einige Zeit durchschimmert. Es ist die Frage vom Huhn und von Ei, die sich beim ersten Reinhören ins Album geradezu aufdrängt.
Bin ich melancholisch oder ist es die Musik, die mich melancholisch macht? Entscheidend ist aber, dass uns “Meet The Humans” dort abholt, wo wir uns gerade befinden. Die Platte ist Kunst in Reinform, die man zu emotional oder eben gerade richtig finden kann.