Kakkmaddafakka, das waren immer ein Dutzend kitzelnder Sonnenstrahlen im Gesicht der strahlenden Zuhörenden, sich in Endlosschleife wiederholende, post-pubertäre Lyrikergüsse, drei Akkorde, zwei Rhythmen, ein Gedanke: tanzen.

Die Norweger lassen sich nicht lumpen und bitten mit „KMF“ einmal mehr mit plumper Einfachheit auf das gewienerte Gute-Laune-Parkett. Bei aller Leichtherzigkeit ist in dem ausgelassenen Studiosaal dieses Mal jedoch genug Raum für melancholisches Sinnieren über genuschelten Sehnsuchtsphrasen.

Denn: Das sympathische Musikerkomitee ist das Aushängeschild einer jeden unbekümmerten Seele, des Sorglos-Pops schlechthin – sie nehmen dich nicht zu ernst, sich nicht zu ernst, ihre Musik nicht zu ernst. Doch auf ihrem dritten Studioalbum drängelt sichen eben der verbitterte Ernst mit seinen rauen Ellbogen entschieden nach vorne.

Etwas melancholischer denn zuvor, jedoch nicht weniger tanzbar kommt „Galapagos“ als Opener daher oder reiht sich das entfernt an vorherige Perlen erinnernde „Lilac“ ungestüm in das sonst so ausgelassene Hitlager ein. Die Musikrezepte-Sammlung ist dabei so treu wie Omas altes Kochbuch:

Ganz viel Einfachheit, noch mehr Hall und schnoddriges Zusammenspiel bauen die Brücke zwischen Neu-Melancholien und Spaßien. Mit kindlicher Genauigkeit und unbedarfter Akkordschieberei klimpert das Keyboard stetig im Takt, schunkelt die E-Gitarre zu solidem Bass, hechtet das Schlagzeug in idiotensicherer Haudrauf-Manier und schiebt sich Vindenes Quengelstimme davor – nur, um eine lästige Kaugummi-Beziehung im Strahlemann-Takt formvollendet zu beenden: Die knirschenden Höhen zerren nicht nur auf „Young You“ an Ohr- und Hirnwindungen.

Auf künftigen, erfahrungsgemäß schweißtreibenden Konzerten dürfte sich den Indieliebhabenden nun mehr Gelegenheit bieten, das Tanzbein schleifen zu lassen und gemeinsam mit den Quirlgeistern über verpasste Augenblicke und sehnsuchtsvolle Momente zu grübeln. Denn auch ein einfacher Reggaeeinschlag mag nicht über die eher drückende Tanzstimmung hinweghelfen: „Baby, baby, don’t let that be the end“ („No Cure“). Baby, Baby: Lass den Herrschaften bei Gelegenheit doch wieder etwas mehr ihrer verlorenen Fröhlichkeit zukommen!

Doch hätte „KMF“ ein steter Abklatsch seiner beiden Vorgänger werden sollen? Die Technik des leichten Indiepops mag nach wie vor keinen verdrossenen Profi überzeugen, die unverblümte Idee als bäurische Crystal Fighters dahinter schon: Auch das dritte Studioalbum hat seine Berechtigung unter unserem gut bestückten Indie-Himmel.

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