Wer das neue The KVB-Album „Of Desire“ ins Herz schließen will, der muss ein bisschen Geduld aufbringen. Die für das Duo so trademarkigen Postpunk-meets-Shoegaze-Sounds entfalten sich nämlich erst zum Ende des neuen Werks hin so richtig. Vorher verliert sich das Duo ein wenig in neuen Klangwelten.
Den Schlüssel hierzu bekamen die beiden The KVB-Verantwortlichen Nicholas Wood und Kat Day von einem gewissen Geoff Barrows überreicht. Der Portishead-Kopf ist nicht nur der Chef des neuen Labels, bei dem The KVB unterschrieben haben, sondern auch der Eigentümer des Studios in dem „Of Desire“ zum Leben erweckt wurde. Und Nicholas und Kat scheinen am schier unbegrenzten technischen Material, das ihnen im beschaulichen Southampton zur Verfügung gestellt wurde, hörbar Gefallen gefunden zu haben.
Es dauert allerdings seine Zeit, bis der neugewonnene, in reichlich Hall gebettete Klang-Vibe eine nachvollziehbare Spur hinterlässt. Wenn es dann aber so weit ist, gibt es kein Halten mehr. Spätestens mit Beginn des Albumteilers „Never Enough“ nehmen The KVB Fahrt auf. Plötzlich ist man mittendrin in einem Soundspektakel, das sich wieder einmal nur schwer bändigen lässt.
Mit komplexen Geniestreichen à la „In Deep“, „Awake“ und „V11393“ läutet das Duo eine fulminante Schlussphase ein. Atmosphärisch wie eh und je zwirbeln sich Nicholas und Kat durch wahlweise instrumentale oder klassisch präsentierte Soundscapes, von denen man letztlich nicht mehr loskommt.
Schade nur, dass die Wahl-Berliner so viel Anlaufzeit brauchen. So zieht man schlussendlich das Fazit: Eine EP hätte auch gereicht. Die hätte es aber definitiv in sich gehabt; denn nach dem Halbzeit-Tee reiht sich hier ein Juwel an den nächsten.