Schwarz dominiert Pfingsten in Leipzig, auf dem Wave-Gotik-Treffen sind tausende unterwegs, um sich bei vielen Konzerten – je nach musikalischer Affinität – unterhalten zu lassen, The KVB sind im Line-Up des Szenetreffs gute Bekannte.
Deren Auftritt im UT Connewitz war aber kein Teil des diesjährigen Events, für Besucher*innen der parallel zum Festival stattfindenden Alternativ-Veranstaltung Gothic Pogo Festival jedoch inklusive – da konnten Bändchenträger*innen schon mal durcheinander kommen.
„Tremors“ heißt das aktuelle Album, mit dem das Duo derzeit auf Tour ist und nachdem der Hallenser Genre-Nachwuchs Left For Pleasure den Abend eröffnete, starteten The KVB mit dessen Titeltrack am gestrigen Sonntag im ältesten Lichtspieltheater der Stadt ihre Show.
Der Drumcomputer gab den Takt, Basschleifen waberten durch den Raum. Kat Day sorgte, neben überschaubarer Kommunikation mit dem Publikum, mit ihrem Equipment für den elektronisch-flächigen Unterbau. The KVB-Initiator Nicholas Wood veranschaulichte mit seiner Gitarre – auf der er eine Klangpalette von New Order bis The Jesus And Mary Chain abrief – warum der Begriff Shoegaze regelhaft mit ihrer Musik einhergeht.
Neben Songs von „Tremors“ hatte das eingespielte Team auf der Bühne ein Programm mit jeder Menge Referenznummern aus dem Backkatalog mitgebracht, in dem die Longplayer „Always Then“, „Immaterial Visions“ und „Unity“ mit mehreren Tracks vertreten waren, dazu wurden singuläre Beiträge weiterer Veröffentlichungen angeboten.
Die Auswahl sorgte für einen kurzweiligen Querschnitt durch die verschiedenen Schaffensphasen einer Band, die sich seit 2010 vom unbändigen Lärmen auf „Minus One“ über den wavigen Post-Punk auf „Only Now Forever“ bis hin zu eingängigen Arrangements mit Elektro-Pop-Attitüde auf Werken jüngeren Datums offen für Input quer durch den Alternative-Bereich zeigte.
Das The KVB-Konzept ist ein audiovisuelles, das alte Kino bot das passende Ambiente für die stimmigen Bildinstallationen, in denen der „Always Then“- Namensgeber seinen eigenen Wolkenkratzer projiziert bekam, für „Labyrinths“ rotierende 3D-Gesteinsbrocken dessen Wirkung optisch verstärkten.
Der Sound im Saal war dicht, es zerschnitten immer wieder die Saiten den Keyboardteppich und durchbrachen das Sequenzergewummer.
Lautstärke und Geschwindigkeit reduzierten sich, um „Awake“ Platz für seinen bedrohlich-desillusionierten Unterton zu lassen, schwillten an, um dem perlenden „Unbound“ euphorischen Höhen zu ermöglichen und „Deep End“ melodischen Glanz zu verleihen.
Nachdem sich Nicholas Wood und Kat Day mit dem noisigen „Dayzed“-Finale verabschiedet haben, hatte ihr Cold Wave einmal mehr Fanherzen erwärmt.