Mit dem Prädikat „ziemlich gut“ standen Yeasayer mit allen bisherigen drei Alben stets kurz vor dem Kritikerdurchbruch. Die hipstereskeste aller Brooklyn-Bands hat ja den populär gewordenen vielseitigen Worldbeat-Großstadtsound letztlich mitzuverantworten; polyfoner Indie Rock, Avantgarde-Synthie-Pop, Dancefloor-R&B, Psychedelic Pop: Es gibt nichts, was die zum Trio gewordenen Yeasayer nicht amalgamierten und zu einem Worldbeat-Brei anzurühren verstanden.
2007 war das mit dem Debüt „All Hour Cymbals“ sehr aufregend. 2010 und 2012 („Odd Blood“ und „Fragrant World“) manifestierte sich vollends ein Bild einer New Yorker Band, die in ihrer festgefahrenen Vielschichtigkeit die Pop gewordene Inkarnation des Hipster-Lifestyles verkörperte. Gar nicht mal bös’ gemeint, sondern lediglich die optischen und akustischen Realitäten konstatierend: Mehr Hipster als Yeasayer geht nicht, da kann sich Hot Chip noch so strecken.
Und obwohl das Ganze anfänglich oft leicht überfordernd wirkte, war das doch stets kurz vor der Großartigkeit stehender Pop-Stuff. So bunt und nicht einordenbar wie Yeasayers Sound ist die globale Großstadt nun mal. Haters gonna hate.
Mit „Amen & Goodbye“, ihrem vierten Werk, stagniert die Skala der Aufregung leider merklich. Yeasayer fehlt der ihnen sonst so unnachahmlich anhaftende Pop-Pep. Die Produktionsbedingungen mögen hierfür ihren Beitrag geleistet haben.
Wie üblich, je länger eine Band zusammen existiert, wollte man mal alles anders machen, ging aufs Ländle weit weg von New York und nahm in einem Studio auf, dass auch eine Farm ist. Analoge Zwei-Zoll-Bandspuren statt digitalem Software-Overload. Durchs Haus laufende Hühner statt ständigem Stelldichein Brooklyner Kollegen.
Doch irgendwie zogen Chris Keating, Ira Wolf Tuton and Anand Wilder Gottes Zorn auf sich. Kleiner Scherz, ein Sturm beschädigte Dach und Aufnahmegeräte und einen guten Teil der Tonbänder und man ging zurück in die Stadt, um digital zu retten, was organisch entstanden war.
Herausgekommen ist ein Hybrid aus organischen und digitalen Klangwelten, denen aber der Verve, der Saft, das Pfeffer fehlt. Der Großteil der Songs plätschert zwar sophisticated, aber schwunglos vor sich hin. Gelungenes versteckt sich zu sehr („Dead Sea“), wartet zu lange auf Entdeckung an Songenden.
Weit weg vom Reinfall, darf man bei Yeasayers Vorgeschichte aber eine höhere Messlatte anlegen. Von “ziemlich gut” zu “teilweise gut” ist schon schade.