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Charles Bradley – Changes

Als Nirvanas „Nevermind“ 2011 Zwanzigjähriges feierte, gab es vom Musikmagazin SPIN für umme ein Tribute Album namens „Newermind“ zum Download. Diverse Indie-Acts, wie Meat Puppets, Amanda Palmer oder EMA übernahmen die Neuinterpretation je eines der 13 Songs des geschichtsträchtigen Rockalbums.

Hier war es, fünf Jahre nach seinem Ableben, dass mir die Reinkarnation James Browns zum ersten Mal begegnete. Charles Bradley And The Menahan Street Band stand da geschrieben, hinter der wuchtigen Aggressionsnummer „Stay Away“. Und was für eine soul-funkende Neuinterpretation das war!

Daher braucht es nun nicht wundern, dass Charles Bradley, die Soul-Retromanieikone schlechthin, die zum Liebling des Feuilletons wurde, für sein drittes Album die wohlbekannte Black Sabbath-Ballade “Changes” als Titeltrack und Reminiszenz an seine verstorbene Mutter neuinterpretiert.

Nur noch mal zur Erinnerung: die relative Neuentdeckung namens Charles Bradley; mit der verfilmbarsten aller schwarzen U.S.-Biografien, der anfänglich von der Großmutter großgezogen wurde, weil die Mama zu jung war, der vor der Armut, kein eigenes echtes Bett zu haben, als früher Teenager fortrannte. Der obdachlos, Gelegenheitsarbeiter, Hobo war, der Autos verkauft und in Alaska fürs Militär gekocht hat und der dreißig, dreißig (!) Jahre lang als Freizeit-Crooner mit eben dieser unglaublichen Stimme und Inbrunst in irgendwelchen Spelunken, von Alaska über New York bis Kalifornien überall den gleichen Spruch zu hören bekam, der sieht ja nicht nur aus wie James Brown, sondern hört sich auch noch genau so an; eben dieser Charles Bradley wird in zwei Jahren siebzig.

Entsprechend authentisch kommen diese Seelenschreie, diese spirituelle Reinwaschung der Seele auf allen drei Charles Bradley-Alben rüber. Da macht „Changes“ eigentlich keinen Unterschied zu „No Time For Dreaming“ und „Victim Of Love“. Soul wie er sein muss, ohne Bling-Bling, ohne irgendwelches Neo- davor.

Bei vielen anderen Genres wäre diese Konstanz in der Wirkungsweise Anlass zur Kritik. Bei Charles Bradley ist’s ein Segen. Wie der sich die Seele aus dem Leib brüllt und uuht und aaht; es jedes Mal aufs Neue schafft seine Leidenschaft an den Hörer zu bringen: Wahnsinn.

Charles Bradley scheint der letzte echte Soul-Crooner zu sein, der die späte Chance seines Lebens nutzt als wenn es kein Morgen gäbe. Und jetzt alle: Uuhuuhuuuuuh!

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