Mit schnörkellosem Deutsch-Pop macht man sich heutzutage kaum noch Freunde. Zu einfallslos, beliebig und stocksteif präsentierte sich das Genre in der jüngeren Vergangenheit von seiner leblosen Seite. Es wurde geliebt, geschnieft, geträumt und gepredigt. Und das alles befeuert von schunkelndem Bockmist aus der Retorte. Die Ausnahmen sind an einer Hand abzuzählen. Tiemo Hauer, Cäthe, Bosse: Es geht auch anders, keine Frage. Aber die Masse? Puh…

Auch Max Giesinger hat sich für deutschsprachige Liedkunst entschieden. Der The Voice Of Germany-Finalist von 2011 sorgte bereits mit seinem Debütalbum „Laufen Lernen“ (2014) kurzzeitig für Aufsehen in der Szene. Nun legt der Schwarzwälder mit seinem zweiten Studiowerk nach. Und man höre und staune: musikalisch lässt sich zunächst so Einiges ziemlich gut an.

Da wäre beispielsweise das kunterbunte „Barfuß Und Allein“; ein Einstieg, der Lust auf mehr macht. Mit viel Pepp heftet sich der Sänger an die Fersen von Bands wie Jupiter Jones und Co. Auch der 007-Kniefall „Melancholiker“ hat was. Die gemeinsam mit Elif vorgetragene Akustikperle „Ins Blaue“ lässt ebenfalls aufhorchen.

Neben Oha-Momenten tummeln sich aber leider auch viele Standard-Filler auf dem Album. Und immer dann, wenn Max Giesinger sich von fleischgewordenen Schlaftabletten à la Andreas Bourani und Tim Bendzko inspirieren lässt, schlägt man erwartungsgemäß die Hände vor den Kopf zusammen. Dann machen sich Ohoho-Chöre breit, laufen drollige Elektro-Einwürfe Amok und über allem thronen Texte aus dem Poesiealbum eines verzweifelt Suchenden.

Dann ist man schnell wieder dort, wo man doch eigentlich gar nicht hin will: im Epizentrum des träge vor sich hin gluckernden Deutsch-Pop der Neuzeit. Schnarch. Schade eigentlich. Hier wäre definitiv mehr drin gewesen.

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