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Da schaltet keiner auf Durchzug – Kvelertak im Interview

Kvelertak hier, Kvelertak da, Kvelertak überall! Wer sich in der jüngeren Vergangenheit unters Metal-Volk gemischt hat, der wird irgendwann zwangsläufig über den Namen Kvelertak gestolpert sein. Innerhalb von fünf Jahren haben es die sechs Norweger Erlend Hjelvik (Gesang), Vidar Landa (Gitarre), Bjarte Lund Rolland (Gitarre), Maciek Ofstad (Gitarre), Marvin Nygaard (Bass) und Kjetil Gjermundrød (Schlagzeug) in die große weite Welt geschafft. Und das mit einem musikalischen Mix, der sich alles andere als massenkompatibel präsentiert. Im Hause Kvelertak ist so ziemlich alles erlaubt. Black Metal meets Classic Rock? Kein Problem für die Herren aus Stavangar. Auch noch ein bisschen Thrash obendrauf? Why not? Alles wird in einen Topf geworfen. Und die Massen? Die liegen der Band zu Füßen. Wir verabredeten uns kurz vor der Veröffentlichung des dritten Studioalbums “Nattesferd” in Berlin mit Frontmann Erlend Hjelvik zum Interview und sprachen über das Erfolgsgeheimnis des Sextetts.

MusikBlog: Erlend, bereits im vergangenen Herbst tauchte der Name Kvelertak auf unzähligen Wir-freuen-uns-schon-total-auf-folgende-Alben-Hitlisten auf. Nicht schlecht für eine Band, die ihre Fans erst seit fünf Jahren mit Studiomaterial füttert. Wie erklärst du dir den Hype?

Erlend Hjelvik: Ich nehme nur ungern den Begriff “Hype” in den Mund. Da muss ich dann immer sofort an einen begrenzten Zeitraum denken. Man ist heute auf dem Gipfel und am nächsten Tag schon wieder weg vom Fenster. Diese Wahrnehmung habe ich in unserem Fall nicht. Ich weiß, dass es vielen Leuten da draußen so vorkommt. Wir sind schließlich noch nicht so lange am Start. In dieser Zeit haben wir aber schon unheimlich viel erreicht. Dennoch denke ich, dass wir keine übergroßen Sprünge gemacht haben. Wir sind als Band gewachsen. Mag sein, dass es bei uns etwas intensiver vonstatten ging. Aber der Prozess war ein stetiger. Um auf deine Frage zurückzukommen…Warum uns die Leute so abfeiern? Nun, ich denke, dass wir mit unserer Musik einfach eine Nische besetzen, die viele verschiedene Fans gleichermaßen anspricht. Das ist, glaube ich, der Schlüssel.

MusikBlog: Die Nische, von der du sprichst, platzt beinahe aus allen Nähten. Woher kommen all die Einflüsse?

Erlend Hjelvik: Im Gegensatz zu vielen anderen Bands die ich kenne, hören wir bei uns alle total unterschiedliche Musik. Da ist von Pop über Jazz bis hin zu krassesten Metal-Sachen so ziemlich alles am Start. Und genau das bringen auch in unseren Sound mit ein. Wir scheuen uns nicht davor, Neues auszuprobieren. Wenn einer von uns mit einer exquisiten Genre-Idee ankommt, dann spitzen die anderen die Ohren. Da schaltet keiner auf Durchzug, nur weil wir im Herzen eine Metal-Band sind. Man kann Einflüsse aus anderen Branchen ja auch in ein hartes Korsett stecken, ohne dabei den Ursprung aus den Augen zu verlieren. Ich denke, dass wir das mittlerweile ziemlich gut drauf haben.

MusikBlog: Die erste Single eures neuen Albums heißt “1985”. Höre ich da Van Halen-Keyboards im Hintergrund?

Erlend Hjelvik: Du hast gute Ohren. (lacht)

MusikBlog: Welche musikalischen “Gimmicks” würdest du auf dem neuen Album noch gerne herausheben wollen?

Erlend Hjelvik: Oh, so einige. Wir haben diesmal beispielsweise ein paar klassische Beats à la Phil Rudd mit eingebaut. Wir kommen auch mit einer Prise Iron Maiden und Black Sabbath um die Ecke. Die Gitarren-Zusammenspiel sorgt ebenfalls für jede Menge Überraschungen. Mit drei Klampfen kann man schon ordentlich experimentieren. Das haben wir diesmal intensiviert. Ich meine, die Basis ist immer noch präsent. Die Songs klingen alle noch nach Kvelertak. Da braucht sich niemand große Sorgen zu machen. Es passiert nur mehr im Background.

MusikBlog: In meinen Ohren klingt das Album auch eine Spur düsterer als die beiden Vorgänger.

Erlend Hjelvik: Ja, das stimmt. Wir haben uns diesmal bewusst in dunkle Gedankenwelten begeben. Frei übersetzt heißt der Albumtitel “Nächtliche Reise”. Und genauso klingt das Album auch. Es geht dabei um eine Form von Erlösung. Mit “Nattesferd” wollen wir unsere Fans zur Realitätsflucht einladen. Sie sollen für einen kurzen Moment all ihre Sorgen und Nöte vergessen und in eine Welt abtauchen, in der nur noch die Energie der Musik im Fokus steht.

MusikBlog: Eine Massentherapie in Moll?

Erlend Hjelvik: So in etwa. Hin und wieder hört man aber auch ein paar Dur-Passagen auf dem Album. (lacht)

MusikBlog: Produziert habt ihr diesmal in Oslo. Die vorangegangenen Alben habt ihr ja alle im Ausland aufgenommen. War es etwas besonderes für euch erstmals in eurem Heimatland an den Reglern zu drehen?

Erlend Hjelvik: Es kam uns alles irgendwie vertrauter vor. Eigentlich komisch, da es für uns ja komplettes Neuland war. Aber irgendwie fühlten wir uns, als hätten wir noch nie woanders produziert. Man guckt aus dem Fenster und sieht Dinge, die man kennt. Man trifft Leute, die dieselbe Sprache sprechen. Kleinigkeiten. Aber das alles hat dazu geführt, dass wir uns während der Aufnahmen unheimlich wohl gefühlt haben.

MusikBlog: Euer Produzent Nick Terry spricht von den explosivsten Songs, die ihr bis dato aufgenommen habt. Siehst du das ähnlich?

Erlend Hjelvik: Auf jeden Fall. Wir haben in puncto Leidenschaft und Power nochmal eine Schippe draufgelegt. Wir freuen uns schon total auf die kommenden Live-Aufgaben. Da werden die neuen Songs nochmal einen weiteren Schub bekommen. Ich bin mir sicher, dass unsere Fans große Augen machen werden.

MusikBlog: Das Live-Spielen genießt bei euch höchste Priorität?

Erlend Hjelvik: Wir gehen gerne ins Studio. Aber auf der Bühne sind wir in unserem Element. Da werden wir zu Tieren. Konzerte sind das A und O. Da geht nichts drüber.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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