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Kvelertak – Nattesferd

Was Kvelertak machen, finden strenge Metal-Puristen gar nicht zum Lachen. Quietschfidel amalgamiert das norwegische Sextett aus Stavanger Metal und Rock, als kenne es keine Stilscham.

Und auch wenn harte Death Metaller ihnen in harten Internetforen schon mal den Tod an den Hals wünschten bei so viel Frevel – was bei diesem Subgenre nicht unproblematisch ist, siehe der lang zurückliegende Mord am alten Mayhem-Gitarristen – so erfreut sich Kvelertaks Mischmasch-Krach doch immer größerer Beliebtheit.

Mit ihrem Zweitwerk „Meir“, von 2013, kam der internationale Durchbruch, der nun mit ihrem dritten Album Nattesferd einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. In Norwegen, was sich als Gesellschaft schon längst konsensfähig gegenüber dem ewigen Outsider-Genre Metal erweist, haben sie Preise, beste Sendezeitauftritte und Verkaufsrekorde in der Tasche.

Schön zu sehen, dass auch alle heimatübergreifende Aufmerksamkeit nicht zu einem Umschwung in der Band führt. Stoisch schreit Erlend Hjelvik seine Tiraden auf norwegisch ins Mikro, das Gitarren-Trio powert ein Riff nach dem anderen aus dem Ärmel und sorgt so für die erdrückenste Wall of Sound, von der Erfinder Phil Spector nicht zu träumen gewagt hätte.

Die Rhythmusfraktion ist es indes, die das Sakrileg begeht, die heilige Penetrationsstruktur des Death Metal zu unterlaufen. Bass und Schlagzeug grooven regelmäßig im Classic Rock herum oder gar im kalifornischen Punk Rock. Sind dann die Gitarrenriffs nicht auf Bare-Nuckle-Fight gebürstet, sondern erlauben sich Melodieverspieltheit, ist die Metal-Rock’n’-Roll-Melange perfekt.

„Nattersferd“ ist da nur eine konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Weges. Derart hart verspielte Giterrenmelodien zu zelebrieren ist manches Mal durchaus unfreiwillig komisch. Das wissen die Jungs aber sicher auch. Es ist ihnen egal. Die Liebe zum geilen Riff und zum geschrieenen Power-Sound sind größer als ungeschriebene Genre-Regeln.

So richtig übermächtig wird „Nattersferd“ erst gegen Ende, da war „Meir“ etwas einnehmender im Sound und pointierter in den Breakdowns zu denen das Moshpit aneinanderstößt. „Meir“ zu toppen, wäre aber auch einem kleinen Meisterwerk gleich gekommen.

Auch wenn sie noch so sehr aus dem Mutterland des Metal kommen, „Nattersferd“ ist ein großer, harter Rock’n’Roll-Spaß.

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