Die norwegischen Metaller von Kvelertak haben allerhand Referenzen vorzuweisen, so waren sie bereits als Vorband von Metallica und Mastodon unterwegs. Mit ihrem fünften Longplayer „Endling“ wollen sie nun selbst Stadien füllen. Dabei muss sich der neue Leadsänger Ivar Nikolaisen auch erst bewähren.
Das Album wurde auf Norwegisch eingesungen. Die Norweger präsentieren zehn black-metal-lastige Titel, die – mit Punkeinflüssen gespickt – ordentlich durchs Gebälk donnern.
Der Opener „Kroterveg Te Helvete“ inthronisiert ganz im Stile großer Classic-Rock-Epen mit mitreißender, einen Spannungsbogen erzeugenden, Instrumentierung und einem gut platzierten Knalleffekt. Riffbretter knallen dynamisch auf Nikolaisens Einsatz, welcher nicht ganz so wuchtig ist wie der seines Vorgängers Erlend Hjelvik.
„Fedrekult“ lebt von einem flächendeckenden Gitarrenriff, auf das die Growls von Nikolaisen wie Artilleriefeuer prasseln, dazu das infernale Stakkatointro von „Likvoke“ und man ist im Hardrockhimmel angelangt. Das Tempo steigert sich ins Unermessliche, während ein mehrstimmiger Refrain choral predigend die Stimmung anpeitscht.
Kvelertak vertrauen auf die Macht der Verstärker. „Motsols“ knallt unvermittelt groovend ins Gehör. Aggressiv rüttelt Nikolaisens am Rockgerüst und lässt wenig später auch den mehrstimmigen, melodischen Refrain hinter sich, um auf alleinigen Kreuzzug zu ziehen.
Dieser führt zu „Dogeniktens Kvad“, das mit zurrenden, klirrenden Saiten auf Nikolaisens Kampfschrei wartet. Dieser verhallt fast im Classic-Rock-Riff und dem schreitenden Basslauf, der bestimmend zum Titeltrack „Endling“ führt:
Ein unwiderstehlicher Groove und vier Saiteninstrumente mit melodischem Hardrockverständnis bilden die Basis für Nikolaisens eher atemlos wirkenden Einsatz. So sorgt der fingerfertige Leadgitarrist mit couragiertem Solieinsatz für das Titeltrackhighlight, bevor „Skoggangr“ mit einer Wagenladung Beats für Stimmung sorgt. Mit ordentlich Furore und einem glänzend aufgelegten Nikolaisen trommelt und gniedelt sich der Titel eingägig in Rage.
Einmal in Stimmung sorgt der aufgekratzte Punk von „Paranoia 297“ für drei Minuten ausgelassene Wut. Entschleunigend wirken die melodischen Gitarrenriffs von „Svart September“, welche skandinavisch beatlastig in Richtung Tanzboden steuern. Nikolaisen lädt zum infernalen Gitarrensoli ein, was „Svart September“ zum heimlichen Höhepunkt des Albums werden lässt.
Das abschließende „Morild“ empfiehlt sich mit klassischem Black-Metal, inklusive gewaltiger Riffwälle und Bassbombardement. Der Sänger wildert in seinem Element gierend am Mikrofon, während sich die Instrumente mit deutlich längerem Atem auf den fast acht Minuten Titellänge präsentieren.
„Endling“ ist trotz der Sprachhürde ein mitreißendes Hardrock/Metal-Album, das sich herausragend produziert präsentiert. Wie aus einem Guss reihen sich die zehn Titel, trotz teilweise gewaltiger Spieldauer, aneinander und sorgen speziell im mehrstimmigen Chorus für Gänsehaut.
Dem Leadsänger sei Erholung für seine Stimme gewünscht, welche leider des Öfteren die nötige Durchsetzungskraft missen lässt und im instrumentalen Hardrockreigen atemlos wirkt.