Typografie ist ein vermintes Feld. Wer keine Ahnung hat, nie geschult wurde, der fabriziert schon im Briefkopf einen Lapsus nach dem anderen. Sie fängt nicht erst bei der Groß- und Kleinschreibung an und hört da noch lange nicht auf.

In diesem optisch sensiblen Teil gehen Le Butcherettes allerdings in die Vollen und nötigen mit ihrer seltsamen Schreibweise von Album- und Songtiteln nicht nur eine unnötige Dechiffrierung ab, der visuelle abstrakte Reiz stört jedes Ästhetik-Empfinden.

Das kann man jetzt der künstlerischen Freiheit in die Schuhe schieben und irgendwo den Interpretationsspielraum durchmessen, den „bi/MENTAL“ zur Verfügung stellt. Der ist allerdings kleiner, als es das Buchstabenharakiri hergeben würde.

Der lediglich solide Alternative-Rock mit Pop- und Garage-Anleihen, der dieses Mal von Talking-Heads-Gitarrist Jerry Harrison, und nicht wie die drei Alben zuvor, von Omar Rodriguez Lopez, produziert wurde, bricht mitnichten so viele Konventionen wie seine typografische Gestaltung.

Der Gap wird am deutlichsten in der belanglosen Ballade „inTHE END“ und nimmt seinen Lauf in den flatterhaften Softrock-meets-Experimental-Rock-Nummern „dressedIN MATTER OF SPEECH“ oder „struggleSTRUGGLE“, die Gwen Stefanie mit No Doubt schon vor über zwanzig Jahren verfolgte.

Weil Stefanie aber schon länger keine gute Idee mehr hatte, wäre ihr der Besuch in Guadalajara trotzdem zu empfehlen, wo sich Le-Butcherettes-Frontrau Teri Gender Bender noch längst nicht mit vergleichbar viel MakeUp vor der Welt versteckt.

Das mexikanische Quartett ist vielmehr dann am besten, wenn es geradeaus mit eingängigen Alternative-Rockern wie „strongENOUGH“ oder „fatherELOHIM“ aufwartet. Das hat bisweilen beinahe das Format von Melissa Auf Der Maur oder Brody Dalle.

Und die beiden wissen – im Gegensatz zu Stefanie – ja auch noch immer, wie das geht mit der kantigen Rockmusik und könnten Le Butcherettes vielleicht sogar in Sachen Typografie nachhelfen.

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