Nach etlichen Rundreisen durch die eigenen vier Seelenwände wagte Mish Way im vergangenen Jahr erstmals den bewussten Schritt vor die Haustür. Die White Lung-Frontfrau hatte genug von ständigen Updates ihrer Gefühlslage. Für das neue Album sollten andere herhalten. Sprich: imaginäre Charaktere mit aufwühlenden Geschichten.

So ganz hat sie es dann aber doch nicht geschafft. Hier und da präsentiert sich “Paradise” trotz frei interpretierbarer Alltagsanekdoten im gewohnten Ich-Stil. Vorneweg: Der Titeltrack. Bewusst am Ende platziert, markiert er wohlige Umzugserinnerungen mit ihrem Liebsten.

Auch die erfrischend poppige erste Single “Hungry” dreht ihre lyrischen Runden im Vorgarten der Urheberin. Der Großteil des neuen Materials jedoch regt die Fantasie eines jeden an, dem die Extremseiten von Grundgefühlen wie Freude, Hoffnung, Wut und Schmerz bekannt sind.

Unterlegt mit wahlweise punkigen oder crunchigen Soundscapes aus der Post-Indie-Ära rüttelt die inhaltliche Zerreißprobe an den Grundfesten besagter Emotionen. Was textlich für die eine oder andere hochgezogene Augenbraue sorgt, trifft musikalisch hingegen nur selten ins Schwarze.

Mal abgesehen vom facettenreichen “Below” verdienen sich nur noch das eingängige “Narcoleptic” und das energisch nach vorne preschende “Kiss Me When I Bleed” einen dritten oder vierten Durchlauf.

Der Rest des Albums präsentiert sich wie eine Aneinanderreihung von Punk-meets-Indierock-Fillern, die es bei vielen ähnlich klingenden Kollegen höchstens auf eine B-Sides-Compilation geschafft hätten.

Schade eigentlich. Textlich bewegt sich hier schon Einiges. Aber wenn die passende Musik dazu fehlt, bringt auch kein noch so intensiver Inhalt das Wasser zum Kochen.

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