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Beyond The Wizard’s Sleeve – The Soft Bounce

Erol Alkan ist ein Mann der vielen Talente: Als DJ machte sich der Londoner einen Namen mit Mash-Up-Remixes, für die er unter anderem New Orders “Blue Monday” und Kylie Minogues “Can’t Get You Out Of My Head” so gekonnt zusammenrührte, dass Minogue den Track bei den Brit Awards selbst performte. Als Produzent nahm er Indie-Größen wie die Klaxons, The Long Blondes und die Mystery Jets unter seine Fittiche.

Und dann gibt es da eben noch Beyond The Wizards Sleeve, ein Projekt, das Alkan mit Richard Norris vom House-Kollektiv The Grid im Jahr 2008 ins Leben gerufen hat und das zunächst ebenfalls vor allem Remixe (u.a. für Noel Gallagher, Temples und MGMT) anfertigte. Bis zum ersten Album mit eigenem Material dauerte es hingegen – bis jetzt.

Auf “The Soft Bounce” nutzen Alkan und Norris ihre Fähigkeiten als Soundalchemisten und die Dienste einer Reihe von Gastmusiker*innen, um ein trippiges Klangerlebnis zu schaffen, das die Grenzen zwischen Psychedelic, Electro und Indie-Rock gekonnt verwischt.

Dabei ist ihnen jedes Mittel recht, wie “Delicious Light” (dessen Titel sicher nicht zufällig auf Synästhesie verweist) zu Anfang klarstellt: Synthetisches Dröhnen, ätherische Frauenchöre, ein motorischer Krautrock-Beat, Postrock-Gitarrenlicks, elektronische Filtergänge – was sich wirr liest, verbinden Beyond The Wizards Sleeve über fünf Minuten tatsächlich zu einem schlüssigen Ganzen.

Der unbedingte Mut zum Experiment ist dabei offensichtliches oberstes Gebot: Schwergewichtige Gitarrenriffs fügen sich in “Iron Age” problemlos einem tropisch anmutenden Rhythmus und pfeifenden Synthesizern und lassen trotzdem noch genug Platz für eingängige Gesangsmelodien.

“Tomorrow Forever” verbringt dagegen ganze sieben Minuten mit dem kunstvollen Heraufbeschwören cinematischer Weltraumklänge. Dazwischen platzieren Beyond The Wizards Sleeve immer wieder Kleinode wie den Agentenfilm-Popsong “Black Crow”, das breakbeat-lastige “Creation”, das Hannah Peel und Jane Weaver am Gastgesang mit ihren Elfenstimmen veredeln, und den Synth-Dreampop von “Diagram Girl”.

“The Soft Bounce” ist dadurch ziemlich viel auf einmal: Verträumt, verdrogt, versponnen, tanzbar und eine Fundgrube klanglicher Vielfalt. Dass sich das Album dabei nicht selbst im Weg steht, ist vielleicht das größte Kunststück, das Alkan und Norris auf diesem Trip äußerst souverän landen.

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