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Garbage – Strange Little Birds – Zeitlos

Das 20jährige Dienstjubiläum ihres Debuts scheint Garbage Flügel verliehen zu haben, der Tour zum Jahrestag folgen jetzt elf „Strange Little Birds“ auf dem sechsten, selbstproduzierten, Studioalbum.

Die Band traf sich im Keller des Hauses von Musikdirektor Butch Vig, um dort ihren musikalischen Werdegang der vergangenen Jahrzehnte Revue passieren zu lassen. Aus den Erinnerungen an die Best-of Elemente ihrer Arbeit komponierten sich die neuen Stücke fast von allein.

„Für mich hat die neue Platte weitaus mehr Ähnlichkeiten mit unserem Debütalbum als jedes unserer vorherigen Alben“ sagt Sängerin Shirley Manson zum Ergebnis. Womit sie Recht hat, die neuen Songs atmen den Geist ihrer Anfangstage, ohne der Versuchung zu erliegen, ausschließlich die eigenen Wurzeln zu kopieren.

Der Einsteiger „Sometimes“ grollt unter der Oberfläche, der bedrohliche Sprechgesang der Sängerin deutet an, dass in ihrer Gefühlswelt noch lange keine Ruhe eingekehrt ist. „Sometimes I want to destroy“ singt sie mehr Angry- als Strange Bird like, ein Grundtenor, der sich durch die Lyrics der gesamten Platte zieht.

Das bereits als Single erschienene „Empty“ ist ein klassischer Garbage Song vom allerfeinsten Format. Gitarren krachen in die poppig-treibende Melodie der Rhythmusgruppe, die Vocals fliegen über die Hooks, alles klingt einen Zacken ruppiger als auf der zuletzt erschienenen „Not Your Kind Of People“.

Optisch scheint im zugehörigen Video die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Frontfrau sieht aus wie immer, ihre Präsenz und ihr Sexappeal sind so jung wie zu den Zeiten, als ihr Poster gern die Herren-WG Küche zierte. Zusammen mit den Jungs erinnert das zunehmend an Debbie Harry und ihre Wave-Boys, für die das Altern lange ein unbekannter Vorgang war.

„Blackout“ in der Folge ist ebenfalls ein Track, der ohne zu klemmen auf die 1995èr Scheibe gepasst hätte: melancholisch angehauchte Grundstimmung trifft auf vollmundige Gitarren, die, wie auch in „Magnetized“, ohne Umschweife zum Tanz auffordern.

Butch Vig an den Reglern hat den Zug Richtung Zeitgeist noch nie verpasst. Ohnehin in der Lage, jeden Schnipsel in Hymnisches zu verwandeln, fügt er die elektronischen Momente ein, die das Schaffen von Garbage ab Version 2.0 mehr und mehr kennzeichneten.

Es plätschert und rauscht, das Schlagzeug verschleppt den Rhythmus, der Bass wird in den Sub-Bereich geschoben: alles bereichert ohne zu dominieren. Das kommt vor allem in „If I Lost You“, „Night Drive Loneliness“ oder „Even Though Our Love Is Doomed“ zum Tragen, Uptempo-Tracks, in denen Shirley Manson sehr Persönliches erzählt.

„So We Can Stay Alive“ heißt ein Song treffend. Zeitlos und lebendig präsentieren sich Garbage 2016, der Erwerb von „Strange Little Birds“ gerät somit nicht zum Griff in die Retro-Kiste.

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