Seit 2001 veröffentlicht Mike Kinsella unter dem Namen Owen Musik, die wie der geerdete Gegenpart zu seinen zahlreichen Emo-, Indie- und Mathrock-Projekten (u.a. American Football, Cap’n’Jazz und Their/They’re/There) klingt:

Owen-Songs sind spärlich und meist akustisch instrumentiert, sanftmütig und gelegentlich herzzerreißend melancholisch. Nachdem es von dem Projekt zuletzt 2014 das Coveralbum „Other People’s Songs“ zu hören gab, legt Kinsella nun ein neues Album mit Eigenkompositionen vor.

„The King Of Whys“ bleibt dem Stil des Projekts dabei treu, auch wenn „Empty Bottles“ mit schwergewichtigen E-Gitarren erst einmal in die falsche Richtung deutet.

„The Desperate Act“ macht das im Anschluss wieder wett: Akustikgitarrenpickings, Klavier, atmosphärische Pedal-Steel-Sounds, Streicher – die perfekte Umgebung für wehmütige Lyrics à la „Calling in sick forever and I’m calling bullshit on everyone“.

Die Produktion von Bon Iver-Drummer Sean Carey verpasst Kinsellas Stimme dazu eine angenehme Wärme und zaubert aus dem Instrumentarium etwa im sanft entschwebenden „Tourniquet“ fluffige Klangteppiche. Zwischendurch setzt sie aber auch immer wieder rockige Akzente, die sich im Opener bereits andeuteten: „Settled Down“ etwa erinnert in den Strophen an Frank Turner, kontrastiert den Ausbruch aber sofort wieder mit einem folkigen Refrain und Glockenspiel.

Besonders gelungen ist „The King Of Whys“ in den Momenten, in denen Musik und Text thematisch Hand in Hand gehen: Etwa in „Sleep Is A Myth“, das sich lethargisch und mit dickem Kopf durch Hallschwaden schleppt. „What pills did I take?“ will Kinsella dazu wissen – eine dieser verdammten Erwachsenenfragen, von denen es auf „The King Of Whys“ so einige gibt und zu denen sich wunderbar Vermutungen über das Älterwerden des Künstlers anstellen lassen:

„Lovers Come And Go“ weiß Kinsella im gleichnamigen Song, und fügt noch ein abgeklärt-altersweises „I meant what I said, you’re too young to love me“ hinzu.

Zeilen wie „Stay poor and die trying, take the drugs I didn’t take“ aus „Lost“ klingen ebenfalls arg nach Rückschau, auch wenn Kinsella selbst in die zärtlichste Gitarrenballade noch das ein oder andere „fuck“ einschmuggelt. Erwachsen und mit sich selbst im Reinen zu sein, heißt schließlich nicht, dass man nicht mehr fluchen darf – diese Haltung fasst „The King Of Whys“ in teils betörend schöne Songs.

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