Auf in den kaleidoskopischen Mondsalon – Lässige Songtitel auswählen, klappt schon einmal bei Arc Iris. Doch was bedeutet das für die Qualität des neuen Albums? Entwarnung kann nicht gegeben werden, denn “Moon Saloon” ist nichts für schwache Nerven.
Das Indie-Rock-Trio aus Providence, Rhode Island, um Frontfrau Jocie Adams kredenzt uns in diesem Spätsommer keinen weichgespülten Pop-Rock, leider reicht es nur für eine starke Single-Auskopplung.
Ganz unbekannt ist Arc Iris in seiner Nische nicht. In Europa und den USA machten sie als Support Act etwa von St. Vincent, Jeff Tweedy, und Clap Your Hands Say Yeah von sich reden.
Bei manch einem ziehen Arc Iris Bewunderung auf sich. Während die einen den Sound als innovativ und unverwechselbar deklarieren, hält sich die andere Fraktion womöglich die Ohren zu. Arc Iris ist alles in allem hypnotisch, zwischen alten und neuen Sound-Oszillationen schwankend.
Der erste Song auf der Platte “Kaleidoscope” – die aktuelle Single – verspricht vieles: melodische Streicher, tragisch-melancholisch dahinwabernde Melodien, umrahmt von der markanten Stimme einer Jocie Adams, die ein wenig an Amy Winehouse erinnert (bloß ein wenig verspielter!). “Kaleidoscope” ist ein guter Song, bei dem so ziemlich alles stimmt. Ein großes Plus gibt es zudem für die Tatsache, dass “Kaleidoscope” als Longplay zwar viel Durchhaltevermögen verlangt, dieses jedoch vollends belohnt wird.
Die Durststrecke beginnt, wenn das Album ab dem zweiten Lied rotiert, das da heißt “Kingdom Come”. Dieses ist zu verspielt, Nerven raubend und vom Guten zu wenig.
Für den Rest des Albums wurde – so scheint es – das musikalische Strickmuster des ersten Songs genutzt, nur in weniger überzeugender Weise. Das ist schade, da der Opener mit viel Variation und verspielten Elementen aufwarten kann.
Versöhnung kann es geben, wenn man “Kaleidoscope” in Endlosschleife hört, doch schnell drängt sich der Eindruck auf, Arc Iris hätten gleich zu Beginn ihr Säckchen kreativen Pulvers verschossen. Das ist umso trauriger, weil der Titelsong “Moon Saloon”, ein zarter Monolog in der Einöde, erst an zehnter Stelle platziert wurde. Da heißt es: durchhalten oder skippen.
“Moon Saloon” – das ist die harte Bewährungsprobe nach dem Erstling von Arc Iris, der von skurrilen Erkundungen handelt und von einer energetischen Vielfalt getragen wird. Das zweite Album ist ein Desiderat aus musikalischen Einflüssen, es kombiniert traditionelle Elemente mit perkussiven Klängen und stellenweise betörenden Melodien.
Manch einem mag dieses Vorgehen konzeptlos erscheinen. Wem es gefällt: ein ernst gemeintes Chapeau! Wem nicht: “Kaleidoscope” shuffeln – denn das ist ein fantasievoller Spaziergang entlang einer endlos scheinenden Straße.