„Let It Hiss“ erzählt die Geschichte von zwei Brüdern, die wieder zueinander finden. Acht Jahre liegen zwischen „Queens Of The Breakers“ und dem neuen, vierten Studioalbum von The Barr Brothers.

Die Brüder Brad und Andrew Barr aus Montreal waren in der Zwischenzeit nicht untätig, so belebten sie ihre alte Band The Slip wieder, werkelten an Soloalben und fanden sich unter anderem tourend mit The War On Drugs und My Morning Jacket wieder. Speziell zu My Morning Jacket verbindet die Barr Brothers eine Freundschaft, so findet sich Sänger Jim James als Begleitung im Titel „English Harbour“.

Die Arbeit an „Let It Hiss“ wurde zur Aufarbeitung persönlicher Themen, Traumen und letztendlich auch zur musikalischen Wiedervereinigung der Brüder. So wurde das Album, gemeinsam mit den drei Bandmitgliedern in Montreal eingespielt und von Jon Low, (Bon Iver, The National) final abgemischt. Herausgekommen ist Folkmusik mit persönlicher Note, die sich auch nicht davor scheut, den Blues für sich zu entdecken.

Der Opener „Take It From Me“ gibt sich betont akustisch in Brad Barrs Stimmlage schwelgend – mit allerlei Klang-Gimmicks unterstreicht man die folkige Note des Songs, die beim Titeltrack dem Blues weicht. Die Ode an die Freundschaft lebt von Brad Barrs angepasst kurzatmigem Asthmagesang. Mit einem funky Augenzwinkern grooven sich die Barr Brothers auf ihre neu gefundene Leichtigkeit ein.

Daran ändert auch die Folkballade „English Harbour“ nichts, die mit Jim James und Mitgliedern von Arc Iris das Gefühl eines Hafenspaziergangs aufbietet. Das akustisch festgehaltene, wogende Schwappen der Wellen an die Mole, das Gefühl von Freiheitsdrang und Abschied, das einen tief durchdringt, und die stille melancholische Befangenheit entfalten ein emotional und textlich tief schürfendes Werk.

Das zwischen folkiger Verschrobenheit, country-eskem Taktgefühl und rockendem Anspruch gefangene „Run Right Into It“ fühlt sich nicht nur musikalisch ziellos an.

Klô Pelgag entführt „Moonbeam“ mit ihrer weichen Chansonstimme, die sowohl mit dem locker gewichteten Takt des Folksongs als auch mit Brad Barrs zaghaftem, hohen Gesangseinsatz hervorragend harmoniert.

So findet man sich schnell in der Vorstellung „She Doesn’t Sleep With The Covers On“ wieder, einem verschmitzten, bluesigen Song, dem zwar der große Refrain Moment fehlt, der dafür aber mit einem catchy Akkord der Eingängigkeit frönt. Brad Barrs lässiger Sprechgesang erinnert ein wenig an glorreiche Zeiten der Steve Miller Band und das Outro-Gitarrensolo unterstreicht die Erinnerung mit einem fetten Edding Stift.

Leider geht dieser rockende Bluesansatz zunächst verloren, wenn sich „Naturally“ irgendwo zwischen Pianoballade und Singer/Songwriter-Schwof wiederfindet, dessen entspannter Rhythmus sich auch im verträumten „Owning Up To Everyone“ wiederholt.

Etwas beschwingter von der Perscussion geleitet und in gniedelnden Saiten gefangen ist „Another Tangerine“, dessen mehrstimmiger Gesang Höranreize vermitteln kann.

Die stellen sich beim Closer „Upsetter“ schon beim ersten Saitenanschlag ein, dieser dreckige Bluesrohling scheppert und knarzt ins Gehör und schiebt eine Effekt-Kakophonie vor sich her, die Brad Barr gesanglich mit dem Lasso einfängt.

The Barr Brothers haben nach einer längeren Pause wieder zusammengefunden und zeigen bei „Let It Hiss“, dass ihnen weder Spielfreude noch die textliche Selbstreflektion abhanden gekommen sind.

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Album

Leif Vollebekk – Revelation

Album

Gus Englehorn – Dungeon Master

Album

Basia Bulat – Are You in Love?

Login

Werde MusikBlog-Mitglied!

Werde MusikBlog-Fan-Mitglied und du kannst Alben als Favorit markieren und deine eigenen Jahres-Charts erstellen.

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke